Pauschalaussagen sind unseriös
Bischof Norbert Trelle kritisiert Äußerungen von Thilo Sarrazin zur Integration von Migranten
Hildesheim (bph) Mehr Sachlichkeit und Behutsamkeit gegenüber den Betroffenen mahnt der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle in der Diskussion um die Integration von Migranten in Deutschland an. Pauschalaussagen seien nicht seriös, sagte Trelle heute der Katholischen Nachrichtenagentur (KNA) mit Blick auf das soeben erschienene Buch „Deutschland schafft sich ab“ des Bundesbank-Vorstandsmitglieds Thilo Sarrazin. Trelle ist Vorsitzender der Migrationskommission der Deutschen Bischofskonferenz (DBK).
Natürlich stehe es Herrn Sarrazin frei, seine Meinung zu äußern, macht der Hildesheimer Bischof deutlich. Er stelle sich allerdings die Frage, ob das große, schwierige und komplexe Thema der Integration mit extrem zugespitzten Thesen angemessen diskutiert werden könne. Sarrazin bedient nach Trelles Worten mit seinen groben Positionen und Bildern Vorurteile, die bei einem Teil der Bevölkerung latent vorhanden sind und macht diese salonfähiger. „Damit steht er für eine Radikalisierung der Debatte, von der ich nichts Gutes erwarte“, so der Vorsitzende der Migrationskommission.
In der Tat hat die Gesellschaft nach Trelles Überzeugung Fehler bei der Integration von Zuwanderern gemacht, „und zwar vor allem, indem jahrzehntelang überhaupt keine echten Integrationsbemühungen unternommen wurden“. Seit einigen Jahren sei die Gesellschaft aber auf einem guten Weg. Der Hildesheimer Bischof nennt als Beispiel Integrationskurse und verweist auch auf den Beitrag der Kirchen – unter anderem die Migrationsdienste der Caritasverbände, Projekte der Kinder- und Jugendhilfe oder die „hervorragende Arbeit unserer Kindertagesstätten“. Durch einen offenen und kritischen interreligiösen Dialog auf allen Ebenen trage die katholische Kirche dazu bei, dass auch muslimische Gemeinschaften ihren Platz in der Gesellschaft leichter finden können. Mit Integrationsgipfeln und der Islam-Konferenz habe die Politik zudem wichtige symbolische Markierungen gesetzt. Doch es bleibe noch viel zu tun. „Gesellschaftliche Integration ist eine dauernde Aufgabe“, sagte Trelle der KNA.
Kurz berührt Trelle auch die Behauptung Sarrazins, wonach angeblich alle Juden ein bestimmtes Gen teilen. Solche Formulierungen seien geeignet, latent vorhandenen Rassismus mit allen darin enthaltenen Vorurteilen zu bedienen. Zumal in Deutschland seien sie gegenüber jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern völlig unangebracht, stellt Trelle klar.