Papst Franziskus nimmt Rücktritt von Bischof Norbert Trelle an
Weihbischof Dr. Nikolaus Schwerdtfeger übernimmt vorübergehend die Leitung des Bistums
Papst Franziskus hat mit heutiger Wirkung das Rücktrittsgesuch des Hildesheimer Bischofs Norbert Trelle angenommen. Das verkündete der Apostolische Nuntius, Erzbischof Dr. Nikola Eterovic, während des Gottesdienstes zum 75. Geburtstag Trelles heute Mittag im Hildesheimer Dom. Mit dem Rücktritt erlischt auch das Amt des Generalvikars. Laut Kirchenrecht ist nun der dienstälteste Weihbischof Dr. Nikolaus Schwerdtfeger vorübergehend Leiter der Diözese.
Schwerdtfeger wird unverzüglich eine Sitzung des Domkapitels einberufen. Das Domkapitel wählt innerhalb von acht Tagen einen Diözesanadministrator, der dem Bistum dann als interimistischer Leiter vorsteht, bis ein neuer Bischof sein Amt übernimmt.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, würdigt Bischof Trelle in einem Brief: „Dankbar schauen wir – damals wie jetzt – auf Dein vielfältiges Wirken in der Kirche: als Seelsorger und Weihbischof im Erzbistum Köln und als engagierter Bischof von Hildesheim. Besonders danke ich Dir für allen Einsatz im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz“, so Kardinal Marx.
Die Festpredigt während des Gottesdienstes hielt der Hamburger Erzbischof Dr. Stefan Heße. Bezogen auf den bischöflichen Leitspruch von Trelle „Jesus Christus ist das Fundament“ bezeichnete Heße die Kirche als eine „Dauerbaustelle“. An Trelle gewandt sagte er: „In deiner lange Zeit als Priester wirst du immer und immer wieder den Baucharakter, die Baustelle Kirche, die Baustelle Diözese, die Baustelle Pfarrei erlebt haben.“ Bischof Trelle habe sich nie gescheut, „solche Baustellen zu besuchen“. „Ich danke dir für deinen bodenständigen, treuen Bischofsdienst“, so Heße.
Der evangelisch-lutherische Landesbischof Ralf Meister aus Hannover würdigte Trelle mit den Worten: „Sie scheiden als guter ökumenischer Freund aus dem Amt.“ Viele Anliegen, wie der konfessionelle Religionsunterricht und die Unterstützung für Menschen auf der Flucht, habe man in gegenseitiger Wertschätzung zusammen verfolgt. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) hob hervor, dass Trelle mit seinem Engagement zur Armutsbekämpfung wichtige Impulse für die Landespolitik gegeben habe. „Sie verbinden die Würde des Amtes mit ausgesprochener Wärme und Nähe“, lobte Weil.
Der Hildesheimer Oberbürgermeister Dr. Ingo Meyer betonte in seinem Grußwort, dass Trelle all denen eine Stimme verleihe, die es schwer haben in unserer Gesellschaft. Claus-Dieter Paschek, Vorsitzender des Diözesanrates der Katholiken im Bistum Hildesheim, lobte den Bischof für seinen Weitblick und seine zukunftsorientierte Haltung, in dem er Freiräume für pastorale Neugestaltung im Bistum geschaffen habe. Propst Bernd Galluschke aus Duderstadt und der Hildesheimer Stadtdechant Wolfgang Voges dankten Trelle im Namen des Priesterrates für das Vertrauen, das er stets in seine Priester gesetzt habe: „Das war für uns ein starker Rückhalt.“
Zu den Mitfeiernden gehörten neben hunderten Gläubigen aus dem ganzen Bistum auch mehrere Bischöfe und Weihbischöfe aus deutschen Diözesen sowie leitende Geistliche anderer Konfessionen. Nach dem Gottesdienst startete auf dem Domhof ein Programm mit Musik und Theater. Am Nachmittag soll eine große Geburtstagstorte angeschnitten werden. Der Tag wird mit einer Vesper um 17 Uhr im Dom beendet.
Zur Person: Bischof Norbert Trelle
Norbert Trelle stand gut elf Jahre lang an der Spitze des Bistums Hildesheim. Nachdem er am 11. Februar 2006 sein Amt angetreten hatte, setzte er die unter seinem Vorgänger Dr. Josef Homeyer begonnene Konsolidierung der Bistumsfinanzen fort. Er sorgte dafür, dass die über Jahrzehnte angewachsenen Strukturen des drittgrößten Flächenbistums in Deutschland der sinkenden Zahl der Gläubigen angepasst wurden. Damit verbunden waren eine Reduzierung der Pfarreien von 313 auf 119 sowie die Schließung von mehr als 50 Kirchen.
Trelle initiierte einen Prozess der lokalen Kirchenentwicklung. Priester, Hauptberufliche und engagierte Christen stehen dabei in gemeinsamer Verantwortung, vor Ort Kirche zu gestalten. Der 70. Bischof von Hildesheim ordnete auch die Seelsorge neu: Pfarrer sind künftig kaum noch in einer einzelnen Pfarrei tätig, sondern arbeiten in pastoralen Teams für mehrere Pfarreien.
Gemeinsam mit dem Domkapitel trieb Trelle die umfangreiche Sanierung des Hildesheimer Doms sowie die damit verbundene Erweiterung und Umgestaltung des Dommuseums voran. Als die Bischofskirche am 15. August 2014 wiedereröffnet wurde, begannen auch die Feierlichkeiten zum 1200-jährigen Bestehen der Diözese, die der Bischof in den folgenden eineinhalb Jahren auch zu Besuchen in allen 17 Dekanaten nutzte.
Außerdem empfing er im Februar 2015 seine Amtskollegen der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) zur Frühjahrsvollversammlung in Hildesheim. Es war das erste Mal, dass die Tagung in Hildesheim stattfand.
Als erster Hildesheimer Bischof bekannte sich Trelle am Aschermittwoch 2015 öffentlich zu den Verfehlungen in der Bistumsgeschichte. Darunter fallen die Glaubenskriege und Hexenprozesse, das Versagen der Kirche während der NS-Zeit und die Fälle sexuellen Missbrauchs durch Geistliche.
Im Januar dieses Jahres weihte Trelle die Heilig-Kreuz-Kirche in Hannover-Altwarmbüchen. Sie ist nach mehr als 20 Jahren der erste Kirchneubau im Bistum gewesen.
In seine Amtszeit fiel auch die Aufarbeitung von Missbrauchsvorwürfen gegen den verstorbenen Hildesheimer Bischof Heinrich Maria Janssen und den pensionierten Priester Peter R. durch ein unabhängiges Institut aus München.
In der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) war Trelle Mitglied in der Vollversammlung und im Ständigen Rat. Außerdem gehörte er der Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen sowie der Migrationskommission an, deren Vorsitz er von 2010 bis 2016 innehatte. Von 1996 bis 2010 hatte er die Beauftragung für die Auslandsseelsorge inne und war Beauftragter für die Seelsorge an Sinti und Roma. Von 2011 bis 2017 war er stellvertretender Vorsitzender der DBK.
Für sein Engagement für Flüchtlinge und Migranten erhielt Trelle den Edith-Stein-Preis und den Verdienstorden „Pro Merito Melitensi“ des Malteserordens. Er machte sich außerdem für die Ökumene und den interreligiösen Dialog stark und warnte regelmäßig davor, den dschihadistischen Terror und den Islam gleichzusetzen. In seiner Diözese gilt Trelle als besonnen, bodenständig und den Menschen zugewandt.
Ehe Norbert Trelle nach Hildesheim kam, war er Weihbischof im Erzbistum Köln sowie Pfarrer und Stadtdechant in Wuppertal. Er wuchs im Rheinland auf. Zur Welt kam er allerdings in Kassel – als jüngstes von vier Kindern am 5. September 1942.