Orte kirchlicher Verdichtung
Bischof Norbert Trelle sprach beim Presse Club Hannover
Hannover (bph) Nicht die Höhe von Minaretten ist nach Ansicht des Hildesheimer Bischofs Norbert Trelle ein Problem in Deutschland, sondern die Flachheit des Glaubens vieler Christen. So könnte der Islam den Anstoß geben für eine Re-Evangelisierung Europas, sagte Trelle am Dienstagabend bei einem Vortrag im Presse Club Hannover.
Das Bistum Hildesheim wird sich verändern, kündigte Trelle in seinem Vortrag „Bleibt die Kirche im Dorf?“ an. Die Kirche werde zwar in vielen Fällen im Dorf bleiben, aber nicht in jedem Falle Gotteshaus bleiben. Die pastoralen Planungen des Bistums sehen vor, die Zahl der Pfarrgemeinden von einst rund 350 auf etwa 120 zu reduzieren. Dabei werde sich das Bistum auch von Immobilien trennen müssen. „Uns fehlen einfach die Ressourcen, um alle Strukturen aufrecht zu erhalten“, bat Trelle bei den Mitgliedern des Presse Clubs um Verständnis. Wichtig ist dem Bischof dabei, dass sich keine Pfarrgemeinde als Sieger oder Verlierer der Veränderungen fühlen soll.
Beeindruckt zeigte sich der Bischof vom Einsatz vieler nicht-kirchlich gebundener Menschen und auch Lokalpolitiker für die jeweiligen Kirchen vor Ort. Das beweist nach Trelles Einschätzung, wie sehr Kirche den Menschen auch Heimat vermittelt. Selbstverständlich werde jeder Katholik im Bistum Hildesheim auch in Zukunft einen Kirchort haben, zu dem er gehört. „Kirche ist da, wo man Eucharistie feiert“, so Trelle. Kirche solle ein Ort sein, wo auch der Schwächste Platz nehmen dürfe. Das müsse nicht immer das klassische Kirchengebäude in der Gemeinde sein. Mit wachsender Mobilität suchen sich die Menschen, gerade auch Jugendliche, nach Trelles Einschätzung oft ihre eigenen Gemeinden als „Orte kirchlicher Verdichtung“. Das könne zum Beispiel der Ort Taizé in Frankreich, das Jugendpastorale Zentrum „Tabor“ in Hannover oder auch die überregional bekannte Jugendvesper im Kloster Marienrode sein.
„Wir brauchen solche heiligen Orte“, sagte Trelle und beklagte bei vielen Menschen einen Mangel an Achtung vor den Werten der Religionen, auch vor den Werten des Islam.
Bischof Norbert Trelle sprach auf Einladung des Presse Club Hannover vor etwa 20 Journalistinnen und Journalisten. Moderiert wurden der Abend und die lebhafte Diskussion von Rolf Zick, dem Ehrenvorsitzendem des Presse Club Hannover. Zick überreichte dem Bischof als Dankeschön für sein Kommen die kleine Nachbildung einer „Nana“-Figur der Künstlerin Niki de Saint-Phalle.