Opfer bringen für die Menschen
Rund 3.000 Jugendliche kamen zur Chrisam-Messe nach Hildesheim
Hildesheim (bph) An die Opferbereitschaft von Jugendlichen hat der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle am Mittwochabend bei der traditionellen Chrisam-Jugendmesse im Hildesheimer Dom appelliert. Der Bischof bat die rund 3.000 jungen Menschen aus dem ganzen Bistum, ihr Leben einzusetzen, um Christus nachzufolgen.
Mit Entsetzen habe er gehört, dass das Wort „Opfer“ zum Schimpfwort unter Jugendlichen geworden sei, sagte Trelle in seiner Predigt im vollen Dom. „Opfer“ stehe für viele Menschen offenbar für Schwäche und Nachgiebigkeit. Dem setzte der Bischof einen positiven Opferbegriff entgegen, einen, der dem Menschen und dem Leben dient. So haben nach Trelles Worten jene Jugendlichen, die sich im vergangenen Jahr an der Sozialaktion „72 Stunden“ beteiligten, ein Zeit-Opfer für die Gesellschaft erbracht. Und was tun Eltern für ihre Kinder: Sie bringen Opfer! „Die Welt wird nicht gerettet durch jene, die andere zu Opfern machen“, betonte Trelle. Die Welt brauche vielmehr Menschen, die bereit seien, für andere da zu sein.
Was das konkret bedeuten kann, war rings um den Dom zu besichtigen. Seit dem frühen Morgen schon hatten die 34 Jugendlichen des Organisations-Teams Zelte aufgeschlagen, Mikrofonanlagen installiert und rund 3.000 Brötchen geschmiert. Als sich der Domhof dann am frühen Nachmittag allmählich mit Jugendlichen aus dem ganzen Bistum füllte, war alles bestens vorbereitet. Jugendverbände aus dem ganzen Bistum nutzten die Gelegenheit, sich und ihre Arbeit vorzustellen. Die Malteser-Jugend etwa hatte großen Zulauf mit ihrem teppichgroßen „Mensch-ärgere-dich-nicht“-Spiel. Etwas verlorener wirkten dagegen die Studenten der Akademischen Verbindung „Frisia“ aus Hannover, die zum katholischen Cartell-Verband (CV) gehören. Trotz ihrer beeindruckenden schwarz-grünen Uniformen konnten sie die Jugendlichen nicht so recht für ihre Verbindung begeistern. „Wahrscheinlich sind die meisten hier noch zu jung“, meint Bernward Bruns, der mit 26 Jahren in diesem Semester „Senior“ der Verbindung ist. „Aber wenn sie eines Tages in Hannover studieren, werden sie sich vielleicht an uns erinnern.“
Auch Bischof Norbert Trelle mischte sich vor dem Gottesdienst unter die Jugendlichen. Weihbischof Hans-Georg Koitz hatte erfahren, dass unter den Mädchen zwei Zwillingspaare waren und arrangierte einen gemeinsamen Fototermin mit dem Bischof, der selbst eine Zwillingsschwester hat. Die 16-jährigen Schwestern Christine und Bettina Vogl aus Bremerhaven und Franziska und Frederike Rott aus Herzberg hatten sichtlich Spaß beim gemeinsamen Foto mit dem prominenten Zwillingskind. Die Vogls sind für den Bischof übrigens keine Unbekannten. Schon einmal haben sie den Bischof und seine Schwester kurz nach seiner Amtseinführung im Bischofshaus besucht, denn sie sind auf den Tag genau 50 Jahre nach den Trelles geboren.
Wer es besinnlich mochte vor der Chrisam-Messe, der fand in der Krypta des Doms und im Kreuzgang geistliche Ansprechpartner, Priester zum Beichten oder auch nur eine ruhige Ecke zum stillen Gebet. Das Vorprogramm im Dom mit Liedern und Informationen zur Jugendarbeit bildete dann den Auftakt zum beeindruckenden Gottesdienst, zu dem wieder mehrere Dutzend Priester des Bistums nach Hildesheim gekommen waren, um nach alter Tradition ihr Weiheversprechen zu erneuern. Im Zentrum des Gottesdienstes, der musikalisch vom Jugendchor St. Cyriakus aus Duderstadt mitgestaltet wurde, stand die Weihe der heiligen Öle. Mehrere Liter dieses so genannten Chrisamöls wurden nach dem Gottesdienst von Helfern in kleine Gläser abgefüllt und verschlossen. Noch in der Nacht fanden sie den Weg in alle Pfarrgemeinden des Bistums. Bis zur nächsten Chrisammesse dient dieses Öl dazu, Kinder bei der Taufe, Jugendliche bei der Firmung oder auch Kranke zu salben.
Das Bistum Hildesheim hat einen Filmclip über die Chrisam-Messe gedreht, der auf der Homepage des Bistums unter der Adresse www.videos.bistum-hildesheim.de angesehen werden kann.