Ohne Erinnerung keine Erlösung
Bischof em. Dr. Josef Homeyer diskutierte beim Katholikentag über Krieg und Versöhnung
Saarbrücken (bph) Eine „tief sitzende Zurückhaltung gegenüber Migranten“ in Westeuropa hat der emeritierte Hildesheimer Bischof Dr. Josef Homeyer beklagt. Auch die Katholiken müssten mancherorts noch lernen, Fremde als Segen zu verstehen, sagte er am Donnerstagnachmittag beim Katholikentag in Saarbrücken. Dies sei der erste Schritt, um Kriege zu verhindern.
Mehr als sieben Millionen Tote in mehr als 55 Kriegen seit Gründung der Vereinten Nationen (UNO) sind nach Homeyers Ansicht eine erschütternde Tatsache. Homeyer, der das Bistum Hildesheim von 1983 bis 2004 führte, sieht hinter den meisten Konflikten ganz klar wirtschaftliche Gründe. Was fehle, sei der Mut, über die Wunden zu reden, die der Hass geschlagen habe, bedauerte Homeyer bei einer Podiumsdiskussion unter dem Titel „Ohne Gerechtigkeit kein Frieden“. Nur wenn alle Kriegsparteien bereit seien, auch ihre eigene Schuld zu bekennen, könne ein Konflikt aufgearbeitet werden, so „Europabischof“ Homeyer, der bis vor wenigen Wochen Präsident der Kommission der Europäischen Bischofskonferenzen (ComECE) war. Homeyer wörtlich: „Das Geheimnis der Erlösung heißt Erinnerung“.
Doch nach Homeyers Ansicht genügt es nicht, Kriege zu ächten und aufzuarbeiten. Man müsse auch Kriege vermeiden. Als beispielhaft nannte er die Friedenserziehung der Kinder in den katholischen Kindergärten und Schulen des Bistums Hildesheim.
Der 96. Deutsche Katholikentag findet vom 24. bis 28. Mai 2006 in Saarbrücken statt. Er steht unter dem Leitwort „Gerechtigkeit vor Gottes Angesicht“. Angemeldet haben sich rund 26.000 Dauerteilnehmer. Insgesamt werden 40.000 Gäste aus 53 Ländern erwartet. Etwa 91 Prozent der Teilnehmer sind katholisch. Die zahlreichen evangelischen Besucher unterstreichen den zunehmend ökumenischen Charakter des Katholikentreffens.
Das Bistum Hildesheim präsentiert sich gemeinsam mit dem Erzbistum Hamburg sowie den Diözesen Münster und Osnabrück mit einem Gemeinschaftsstand auf dem Messegelände in Halle 1. Auch der Dialog-Verlag Münster sowie die Darlehenskasse Münster (DKM) sind auf dem 250 Quadratmeter großen Stand präsent.