Ökumenischer Mauerfall
Evangelische Michaeliskirche öffnet Wanddurchbruch zur katholischen Krypta
Hildesheim (bph) Ökumenischer Mauerfall in Hildesheim. Mit kräftigen Hieben hat die evangelische Kirchengemeinde von St. Michaelis in Gegenwart hochrangiger Kirchenvertreter und des Oberbürgermeisters am Montagnachmittag die Nordmauer zwischen der evangelischen Kirche und der katholischen Bernward-Krypta eröffnen lassen.
„Uns eint mehr als uns trennt“, sagte Landessuperintendent Eckhard Gorka bei seiner kleinen Ansprache vor der Kirche in Gegenwart des katholischen Bischofs Norbert Trelle. Auch Pastor Dirk Wortmann von der evangelischen Gemeinde und der katholische Stadtdechant Domkapitular Wolfgang Osthaus waren zu dem historischen Moment gekommen, ebenso Oberbürgermeister Kurt Machens. Kirche ist nach Gorkas Worten eine permanente Baustelle. Und selbst wenn dieser Wanddurchbruch keinen Durchbruch in den großen ökumenischen Fragen bewirke, so bedeute er doch für die Konfessionen einen weiteren wichtigen Schritt. „Es ist der Wille Christi, dass Menschen aufeinander zu gehen“, ist Gorka überzeugt.
Mit wuchtigen Hammerschlägen wurde dann der in der Reformationszeit zugemauerte Durchgang zwischen dem evangelischen und katholischen Teil der Kirche wieder eröffnet. Landessuperintendet Gorka beobachtete das Geschehen auf „evangelischer“ Seite, Bischof Trelle erwartete den Durchbruch in der katholischen Bernwardkrypta. Mit dem berühmten Bernwardkreuz in der Hand kam er dann strahlend seinem Kollegen Gorka durch das große Loch entgegen.
Im Jahr 1542 wurde die Michaeliskirche evangelisch. Die Krypta blieb den Mönchen als ihr gottesdienstlicher Raum vorbehalten. Die Durchgänge zwischen Krypta und Kirchenschiff wurden mit 72 cm dicken Mauern verschlossen.
Im Zuge des Wiederaufbaus der Michaeliskirche nach der Zerstörung am 22. März 1945 wurde lediglich die südliche Verbindung zwischen katholischer Krypta und evangelischer Michaeliskirche wieder geöffnet. Doch hier trennte bisher ein schmiedeeisernes Gitter die Räume voneinander. In den vergangenen 30 Jahren allerdings haben die evangelische Michaelisgemeinde und die katholische Magdalenengemeinde, unter deren Obhut die Krypta sich befindet, Schritte aufeinander zu getan. In Zukunft sollen weder Mauern noch Gitter die Besucher von Krypta und Kirche voneinander trennen.
Die der Krypta angegliederte Sakristei wird in Zukunft gemeinsam genutzt und es werden wieder, wie zu Zeiten Bernwards, Prozessionen durch Seitenschiffe und Krypta möglich. Eine gemeinsam genutzte moderne Heizungsanlage wird auch in wirtschaftlicher Hinsicht Synergieeffekte bringen.
Seit 5. September 2005 wird die Michaeliskirche saniert. Die Bauarbeiten mit Gesamtkosten von rund 4,7 Millionen Euro sollen 2010 zur 1000-Jahr-Feier des Weltkulturerbes St. Michael abgeschlossen sein. Parallel zu den Arbeiten an der Erneuerung des Fußbodens und der Heizung sind in St. Michael archäologische Grabungen durchgeführt worden.
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