Notwendiger Prozess
Generalvikar Dr. Werner Schreer sprach in Alfeld über Kirchenschließungen
Hildesheim/Alfeld (bph) Kaum eine Woche war die Nachricht von den geplanten Kirchenschließungen in der Welt, da begann das Bistum schon seine angekündigten Gespräche in den Dekanatpastoralräten. Am Donnerstag, 24. Januar, stellten sich Generalvikar Dr. Werner Schreer und seine Mitarbeiter im Pfarrheim von St. Marien in Alfeld den Vertretern des Dekanates Alfeld-Detfurth.
Die Fakten sind schnell aufgezählt: Vier Kirchen im Dekanat Alfeld-Detfurth sollen gemäß „vorläufiger Verwaltungsvorlage“ als so genannte C2-Kirchen geschlossen werden. Das sind elf Prozent der 37 Kirchen des Dekanates und damit deutlich weniger als der Gesamtdurchschnitt des Bistums, wo 20 Prozent aller Kirchen auf der Profanierungsliste stehen. Dafür liegt das Dekanat mit seinen C1-Kirchen, die ab 2009 nicht mehr bezuschusst werden sollen, leicht über dem Durchschnitt. Viele kirchliche Gebäude sind auf dem Stand der 60er und 60er Jahre. Der Investitionsstau im ganzen Bistum beträgt rund 100 Millionen Euro.
Aber was sind schon Zahlen gegen Gefühle? Sichtlich betroffen verfolgten die Mitglieder des Dekanatspastoralrats die Ausführungen des Generalvikars und seiner Mitarbeiter Martin Wrasmann, der die Hauptabteilung Pastoral vertrat, und der Architekten Norbert Kesseler, Leiter der Abteilung Immobilien, und Johanns von Wallhoffen. Die Zahl der Katholiken im Bistum wird in Zukunft deutlich abnehmen, rechnete Wrasmann vor. Und nicht zuletzt seien Kirchenschließungen auch deshalb nötig, um die Pfarrer zu entlasten.
Deutlich, aber sachlich verlief die Diskussion. Wird man durch Kirchenschließungen nicht das katholische Leben vor Ort zerstören, fragten einige Betroffene? Kirchliches Leben hängt nicht von Gebäuden ab, konterte Wrasmann. Wie soll mit C1-Kirchen verfahren werden? Man hoffe auf die Kraftanstrengung der Pfarrgemeinden vor Ort, aber auch auf die Unterstützung der Kommunen, antwortete wiederum Wrasmann. Gute Gründe für die Domsanierung angesichts von Kirchenschließungen brachte schließlich Generalvikar Dr. Schreer vor: Von den rund 20 Millionen Euro Gesamtkosten habe das Bistum nur etwa sieben Millionen Euro aufzubringen, stellte der Verwaltungschef des Bistums klar und räumte dabei auch gleich mit einem verbreiteten Irrglauben auf: „Die so genannte Tieferlegung des Doms kostet etwa 100.000 Euro“, so Schreer, „das entspricht 0,5 Prozent der Bausumme“. Diese Maßnahme wäre ohnehin nötig gewesen, weil der Boden des Doms wegen einer neuen Heizung aufgerissen werden muss und die Säulen feucht geworden sind. Und schließlich sei der Dom von allen Kirchen des Bistums bislang am längsten nicht saniert worden.
Trotz mancher harten Worte und großer Bedenken war die Diskussion unter der sachlichen und überlegenen Leitung von Pfarrer Dirk Jenssen geprägt von viel gegenseitigem Verständnis und Wohlwollen. Und Jenssen war es auch, der mancher Kritik den Wind aus den Segeln nahm mit seinem Hinweis: „Ich bin froh, dass das Bistum diesen notwendigen Prozess angestoßen hat.“ Die Pfarrgemeinden selbst hätten wohl nicht die Kraft aufgebracht, sich zu Kirchenschließungen durchzuringen, vermutete Jenssen. Welche Entschlossenheit Katholiken aufbringen können, wenn es um die Erhaltung ihrer Kirche geht, deutete schließlich Hilko Gatz vom Kirchenvorstand in Everode an: „Wir werden Everode halten!“