Nichts geht über ein gutes Wort
Abtprimas Dr. Notker Wolf OSB sprach beim Jahresempfang des Hildesheimer Bischofs
Hildesheim/Marienrode (bph) Mit mehr als 200 Gästen feierte der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle am Donnerstagabend im Kloster Marienrode seinen diesjährigen Jahresempfang. Dr. Notker Wolf OSB, Abtprimas des Benediktinerordens, gab den Spitzenvertretern aus Politik und Gesellschaft als Festredner manche Weisheiten mit auf den Weg in den lauschigen Maiabend: „Ein gutes Wort geht über die beste Gabe!“
Der „Situation der deutschen Kirche zwischen Umbruch und Übergang“ widmete sich Notker Wolf in seiner Festrede. Die zahlreichen Gäste, darunter Ministerpräsident Christian Wulff und die Landesbischöfe Dr. Margot Käßmann und Dr. Friedrich Weber, durften gespannt Anteil nehmen an der reichen Erfahrung des vielgereisten Benediktiners, der seit dem Jahre 2000 die weltweite Benediktinische Konföderation leitet und Abt von Sant’ Anselmo in Rom ist. Die katholische Kirche in Deutschland sei nicht vorbereitet gewesen auf das Erwachen des islamischen Selbstbewusstseins, merkte er kritisch an. Der christlich-islamische Dialog sei zwar an vielen Stellen im Ansatz vorhanden, gehe aber nicht tief genug, so der Abtprimas.
Insgesamt ist die Kirche in Deutschland zu institutionalisiert und sollte weniger in Strukturen denken, gab der renommierte Benediktiner zu bedenken. Nach Wolfs Überzeugung muss die Kirche die „Hingabe an Gott“ wieder entdecken. Nur dann könne man als Kirche glaubwürdig auftreten und attraktiver werden für die Menschen. Denn die Menschen sind nun einmal auf der Suche. Das beweisen nach Wolfs Überzeugung nicht nur der Pilgerboom sondern auch das Erstarken sehr frommer Jugendbewegungen. Statt einen seelsorglichen „Rundum-Service“ anzustreben empfiehlt der erfahrene Theologe den deutschen Katholiken, „viel mehr unter das Volk zu gehen“, mit den Menschen zu arbeiten und ihnen „Mitsorge statt Fürsorge“ angedeihen zu lassen, damit die Menschen die Liebe Christi erfahren. Der Weg dahin führt über das Reden. „Ein gutes Wort geht über die beste Gabe,“ schloss Abtprimas Wolf seinen Vortrag, der noch lange für Gesprächsstoff sorgte.
Das Benediktinerinnen-Kloster Marienrode schien auch an diesem Abend wieder wie geschaffen für den traditionellen Jahresempfang des Hildesheimer Bischofs. Gastgeber Norbert Trelle erinnerte nach der bewegenden Abendvesper in der Klosterkirche daran, dass dieser Ort fast auf den Tag genau vor 20 Jahren, nämlich am 5. Mai 1988, vom damaligen Bischof Dr. Josef Homeyer wieder zum Kloster erhoben worden war. Seitdem haben die inzwischen zwölf Schwestern Marienrode nach Trelles Worten zu einem „spirituellen Ort der Gastfreundschaft“ gemacht, an dem Menschen in ihrem Glauben begleitet werden – für den Bischof ein Grund, den Schwestern herzlich für ihre Gastfreundschaft und ihre Gebete zu danken.