Neuen Herausforderungen stellen
Das Bistum Hildesheim schließt die Kategorisierung seiner Kirchen ab
Hildesheim (bph) Das Bistum Hildesheim hat die Kategorisierung seiner Kirchen abgeschlossen. Lediglich in zwei Dekanaten sollen die Kirchen erst nach den Pfarrgemeindefusionen im Jahre 2014 bewertet werden. Das hat der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle nun nach einem eineinhalbjährigen intensiven Dialogprozess mit den Pfarrgemeinden entschieden. Die abschließenden Pläne sehen vor, 167 Kirchen dauerhaft zu erhalten. 47 Gotteshäuser dagegen sollen aufgegeben werden, davon wurden im vergangenen und in diesem Jahr bereits 15 geschlossen. Die Pfarrer der betreffenden Pfarrgemeinden haben den Gläubigen die Entscheidung zur Kirchenschließung in den Gottesdiensten am 26. und 27. September verkündet.
Im Januar 2008 stellte das Bistum Hildesheim eine „Vorläufige Verwaltungsvorlage“ zur Kategorisierung seiner Kirchen vor. Diese ordnete alle Kirchen des Bistums verschiedenen Kategorien zu. Dabei waren vor allem seelsorgliche Erwägungen leitend, aber auch die Bevölkerungsentwicklung und die Zahl der Katholiken. Berücksichtigt wurden zudem der bauliche Zustand des Gebäudes und die erwarteten Instandhaltungskosten sowie die Entfernung zu benachbarten Kirchen.
Diese Vorlage haben die Gläubigen in den Pfarrgemeinden und Dekanaten intensiv beraten. Auf Bitten des Bischöflichen Generalvikariates gaben nahezu alle Dekanatspastoralräte bis zum Oktober 2008 ihre Stellungnahmen zu den Kategorisierungsplänen ab. Auf der Basis dieser Rückmeldungen wurde die Planung erneut intern und mit den betroffenen Dekanaten beraten. Zuletzt hat sich am 16. September diesen Jahres der Priesterrat des Bistums mit diesem Thema beschäftigt. Nun hat Bischof Norbert Trelle die Kategorisierungspläne unterschrieben und davon lediglich 56 Kirchen in den Stiftsgemeinden des Dekanates Borsum-Sarstedt und im Dekanat Untereichsfeld ausgenommen. Dort werden im Jahre 2014 Pfarrgemeinden zusammen gelegt werden, so dass eine Kategorisierung der Kirchen auch erst dann sinnvoll ist.
Von den verbleibenden 377 Kirchen wurden 167 in die Kategorie A eingestuft. Sie gelten als unentbehrlich und werden bei Bedarf sogar ausgebaut. In der ursprünglichen Verwaltungsvorlage hatten 178 Kirchen diesen Status. 14 Kirchen gehören zur A-Kategorie mit einem Sonderstatus (A-S), zum Beispiel Wallfahrtskirchen (ursprünglich 18 Kirchen). Bei 99 Kirchen (58) will das Bistum mittelfristig den Bedarf überprüfen, in der Regel im Jahre 2018. Fünf Kirchen (0) gehören zur B-Kategorie mit Sonderstatus (B-S). C1-Kirchen sind aus diözesaner Sicht für die seelsorgliche Entwicklung der jeweiligen Pfarrgemeinde nicht unbedingt notwendig. Sie werden aber nicht geschlossen und bis 2014 weiterhin bei der Berechnung der Finanzzuweisungen für die Pfarrgemeinden berücksichtigt. 45 Kirchen fallen in diese Kategorie (48). Weitere 47 Kirchen (75) sind jedoch nach dem Willen des Bischofs zu schließen (Kategorie C2). 15 von ihnen wurden schon während des Dialogprozesses in den Jahren 2008 und 2009 geschlossen.
Einige Kirchen verschiedener Kategorien erhielten den Zusatz „D“. Sie sind bauhistorisch, architektonisch oder künstlerisch bedeutsam und denkmalgeschützt. Handelt es sich dabei um eine C1- oder C2-Kirche, wird nur noch die Substanz der Kirche konserviert.
Bischof Norbert Trelle hat am 21. September an all jene Pfarrgemeinden geschrieben, in denen aufgrund seiner Entscheidung eine Kirche geschlossen werden muss. Ausführlich begründet der Bischof in jedem einzelnen Fall diese Entscheidung. In seinem Brief betont der Bischof, dass die Kategorisierung der Kirchen kein seelsorgliches Zeugnis für die Lebendigkeit einer Gemeinde sei. Es sei ihm einzig darum gegangen, die zu hohe Zahl der Kirchen im Bistum zu reduzieren. So wie die Gläubigen ihre Kirchen, oft nach dem Zweiten Weltkrieg, „mit Mut, Energie und unter großen persönlichen Opfern“ gebaut hätten, so müsse man sich auch heute den aktuellen Herausforderungen stellen.
In den vergangenen eineinhalb Jahren hat Bischof Norbert Trelle nach eigenem Bekunden zwar viel Trauer und Wut in den Gemeinden gespürt, aber auch Verständnis für die notwendigen Veränderungen erfahren. „Dies werte ich als Zeichen eines lebendigen Engagements aus dem Glauben“, schreibt der Bischof weiter. „Für all das bin ich dankbar.“ Zugleich wirbt der Bischof um das weitere Engagement der Gläubigen auch unter den veränderten Bedingungen. Trelle beendet seinen Brief mit den Worten „Es schmerzt mich als Bischof, eine Kirche schließen zu müssen. Es ist ein Kreuz, das wir wohl gemeinsam tragen müssen.“
Hintergrund der Pläne zur Kategorisierung von Kirchen ist die kurz- und mittelfristige Strukturplanung „Eckpunkte 2020“, die am 15. Dezember 2003 vom damaligen Hildesheimer Bischof Dr. Josef Homeyer verabschiedet wurde. Damals hat das Bistum angekündigt, seinen Bestand an Immobilien zu reduzieren, weil die vorhandenen Finanzmittel nicht ausreichen, um die Substanz sämtlicher Gebäude zu erhalten.
Die Liste der Kirchenkategorisierung und weiteres Hintergrundmaterial