Neue Wege zum Frieden
Bischof Norbert Trelle begrüßt die Befreiungsbewegungen Nordafrikas
Hildesheim (bph) Ostern ist ein Fest der Freiheit. Freiheit suchen in diesen Wochen auch die Menschen in den nordafrikanischen Ländern. Der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle sieht darin eine einmalige geschichtliche Chance, um gemeinsame Wege zu mehr Gemeinsamkeit und Gerechtigkeit zu finden. „Diese Dynamik verbietet es uns, Zuschauer zu bleiben“, sagte der Bischof am frühen Sonntagmorgen beim Gottesdienst zur Osternacht in der Hildesheimer Basilika St. Godehard.
Seit der Auferstehung Christi besitzt das Leben der Menschen nach Trelles Worten eine neue Lebensqualität. „Der Name dieser neuen Erfahrung heißt Freiheit.“ Mit diesem Bild der Befreiung verbindet der Bischof Bilder aus Ägypten und andern Ländern Nordafrikas, wo vor allem junge Menschen unter Einsatz ihres Lebens das Joch der Unterdrückung durch Diktaturen abschütteln möchten. „Ob wir es wollen oder nicht – wir sind Nachbarn jener Menschen, die ihre Hände ausstrecken, damit wir ihnen Verständnis, Hilfe und Unterstützung zukommen lassen“, sagte der Bischof in seiner Osterpredigt.
Nachbarn sind die Europäer den Nordafrikanern nach Trelles Überzeugung in zweierlei Hinsicht: Zum einen verbinde beide nachbarschaftlich die Sehnsucht nach Freiheit, „denn Europa hat vor über zwanzig Jahren Spaltung, Trennung und Unterdrückung überwinden können in einem nicht für möglich gehaltenen Akt der gegenseitigen Solidarität.“ Zum anderen seien die Menschen Nordafrikas auch in einem geographischen Sinn Nachbarn Europas. Zu den Zeiten des Römischen Weltreiches sei dieser Zusammenhang noch deutlicher gewesen, indem man das Mittelmeer „mare nostrum“ nannte, - „unser Meer“, das umgeben war von einem Kranz hochentwickelter, zivilisierter Länder Europas und Nordafrikas. „Vielleicht ist das, was sich derzeit in den Ländern Arabiens und Nordafrikas abspielt ein einmaliger geschichtlicher Kairos, um Weichen zu stellen, die uns neue gemeinsame Wege zum Frieden, zur Freiheit und zur Gerechtigkeit führen“, so der Bischof weiter. Das gelte besonders für Israel und Palästina. „Welch eine Verantwortung der Politiker!“
Befreit ist der Mensch nach Trelles Worten durch die Auferstehung Christi auch vom Tod. Darum wandte sich der Hildesheimer Bischof in seiner Osterpredigt auch gegen alle Formen der Lebensverkürzung. „Menschen unserer Zeit wollen uns eine Kunst des Sterbens einreden, die in Wirklichkeit eine Technik des Tötens darstellt“, bedauerte der Bischof. „Den Tod in seinem Schrecken überwinden zu wollen, indem man selbst tötet oder sich zum Gehilfen des Todes macht, gehört zu jenen Ungeheuerlichkeiten, die man niemals zulassen darf.“