Netzwerker des Glaubens
Vier Männer werden am 29. Mai in Hildesheim zu Priestern geweiht
Hildesheim (bph) Wenn der Hildesheimer Bischof Dr. Josef Homeyer am 29. Mai um 10 Uhr im Hildesheimer Dom vier junge Männer zu Priestern weiht, dann laufen vier Lebenswege zusammen, die sich bei aller Unterschiedlichkeit dennoch gemeinsam in das Netz katholischer Spiritualität einweben lassen.
Die vier Männer sind einen weiten Weg gegangen: Nach dem Theologiestudium und der Diakonenweihe 2003 haben sie in verschiedenen Gemeinden des Hildesheimer Bistums ihr Diakonatsjahr verbracht – Gelegenheit, ein Jahr lang Praxisluft zu schnuppern. Die letzten beiden Monate vor der Weihe wie auch zuvor schon lebten und studierten sie mit den Weihekandidaten der (Erz-)Bistümer Hamburg und Osnabrück abwechselnd in den Priesterseminaren der drei Diözesen. Ein bislang einmaliger Versuch in der katholischen Kirche Deutschlands.
Die Weihekandidaten 2004 des Bistums Hildesheim sind:
Meik Barwisch (30) aus Rinteln. Nach dem Abitur in Rinteln und dem Zivildienst zog es den ehemaligen Protestanten zum Studium der Evangelischen Theologie nach Bielefeld-Bethel an die dortige Hochschule. In der Osternacht 1997 konvertierte er in die katholische Kirche und studierte danach katholische Theologie an der Jesuitenhochschule Sankt Georgen, Frankfurt. Nach seiner Konversion, so erinnert sich Barwisch, stürzte er sich ins katholische Leben: Mitarbeit in der katholischen Gemeinde Rintelns, Wallfahrten, Laienpredigten in den Ferien und ein Jahr im katholischen Wien.
In Göttingen-Geismar (Maria-Frieden) hat Meik Barwisch im vergangenen Jahr als Diakon gewirkt.
Jüngster in der Gruppe ist der 28-jährige Markus Grabowski. Geboren in Malapane/Oberschlesien wuchs er im volkskirchlichen Bereich auf und kam 1988 nach Deutschland. In Garbsen-Havelse (Corpus Christi) lernte er Diakon Gangolf Johnen kennen, der ihn im Glauben förderte. Grabowski selbst engagierte sich in der Ministranten- und Jugendarbeit. Nach dem Abitur in Garbsen leistete der Oberschlesier seinen Zivildienst in der Seelsorgeeinheit Garbsen ab. Das habe seinen Entschluss vertieft, Priester zu werden, sagt Grabowski im Rückblick. So führte ihn sein Weg 1997 an die Jesuitenhochschule Sankt Georgen.
Ein Jahr verbrachte Grabowski in Rom, sein Diakonatsjahr in Harsum-Asel (St. Cäcilia - St. Catharina).
Christoph Harmening (41) stammt aus Bückeburg (St. Marien). Nach dem Abitur in Rinteln und dem Wehrdienst studierte er ab 1984 Rechtswissenschaften in Göttingen und arbeitete 1995/6 elf Monate als Rechtsanwalt in Bückeburg. 1996 begann er das Studium der Theologie an der Theologischen Hochschule Sankt Georgen. "Ich wollte meinen Glauben zum Beruf machen", sagt der Jurist und Theologe heute, "das hätte ich mir mit 20 Jahren nicht vorstellen können".
Sein Diakonatsjahr leistete Harmening in Hannover (Kirchenzentrum Mühlenberg) und Ronnenberg ab.
Den Weg über Bayern zum Theologiestudium ist Stefan Hesse (32) aus Garbsen gegangen. Nach der Fachhochschulreife in Hannover und der Ausbildung zum Steuerfachgehilfen studierte er zunächst Religionspädagogik an der Fachhochschule Eichstätt/Bayern. Nachdem er mit der Zwischenprüfung die Hochschulreife erworben hatte, wechselte er zum Theologiestudium an die Hochschule Sankt Georgen, wo er 2000 sein Diplom machte. Ein Jahr war Hesse in Rom. Nach dem Diplom trat der Theologe in die Zisterzienserabtei Marienstatt/Westerwald ein, bevor er sich nach eineinhalb Jahren für den Weg des Diözesanpriesters entschied.
Hesse war im vergangenen Jahr als Diakon in den Gemeinden Wolfsburg (St. Bernward) und Velpke (St. Marien) tätig.
Sie freuen sich auf ihre erste Kaplanstelle als Neupriester, das spürt man im Gespräch mit den vier Weihekandidaten. Und sie sind sich ihrer großen Verantwortung bewusst. Man wird auf sie schauen. "Ich möchte die Tür zu den Menschen so weit öffnen, dass sie sich eingeladen fühlen", sagt etwa Meik Barwisch. Christoph Harmening ergänzt, das Leben eines Priesters müsse transparent sein: "Wir müssen vermitteln, dass man seinen Glauben in das Leben integrieren kann."
Wie funktioniert das in einem Alltag, der immer mehr Managementfähigkeiten fordert? Über den Tag verteilt Punkte des Betens zu setzen lautet die Antwort von Stefan Hesse. Seine geistlichen Impulse hole er sich regelmäßig aus Stundengebet und Messe, sagt der Weihekandidat. Wer im eigenen Beten zu Hause sei, kann daraus Freude für die Verkündigung ziehen, hat auch Markus Grabowski auf seinem bisherigen Glaubensweg erfahren.
Ihre gemeinsame Zeit mit den Kollegen aus Hamburg und Osnabrück haben die Weihekandidaten aus dem Bistum Hildesheim sehr genossen. Die katholische Kirche als Weltkirche müsse in Zukunft verstärkt in größeren Zusammenhängen denken, glauben sie. Dazu passe die persönliche Vernetzung über Bistumsgrenzen hinweg.
Netzwerk – ein oft genannter Begriff. Netzwerke des Glaubens und des Getragenseins. In ihrem Leben als Priester möchten die vier Hildesheimer Neupriester 2004 daran mitweben.