Nahe bei den Menschen – aber immer öfter nicht vor Ort

Bischof Trelle spricht beim Jahresempfang des Katholischen Büros Niedersachsen

Hildesheim (bph) Nicht jedes Dorf wird in Zukunft seine eigene Kirche behalten können. Wichtig sei vielmehr, dass die Kirche weiterhin nahe bei den Menschen ist. Dies sagte der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle beim Jahresempfang des Katholischen Büros Niedersachsen am Mittwochabend in Hannover vor etwa 180 geladenen Gästen aus Politik und Kirche, unter ihnen auch Ministerpräsident Christian Wulff.

Aufgrund geringerer finanzieller und personeller Ressourcen werde das Netz der territorialen Präsenz grobmaschiger, bisweilen sogar reißen und nur noch für Inseln reichen. In städtischen Ballungsräumen seien Gemeinden mit etwa 14.000 Mitgliedern angezielt, an der Unterweser oder der Lüneburger Heide halte er Gemeindegrößen von bis zu 2.000 Mitgliedern lebensweltlich für tragbar. Den Hildesheimer Bischof schreckt die Vergrößerung der pastoralen Räume indes nicht: „Auch bisher schon gewährleistete die Kirche im Dorf allein keine Wirksamkeit in einer mobilen Gesellschaft. ‚Kleine Entfernung ist nicht schon Nähe. Große Entfernung ist noch nicht Ferne.’“, zitierte Trelle den Philosophen Heidegger.

Entscheidend sei, dass die Kirche mit den zur Verfügung stehenden Mitteln wirksam und verlässlich an der Seite der Menschen bleibe. Dies erfordere neue Strukturen und Instrumente kirchlicher Präsenz. Eine hervorgehobene Bedeutung erhielten dabei besondere Orte und Anlässe, wie zum Beispiel der Weltjugendtag in Köln, die jährliche Chrisammesse im Hildesheimer Dom oder Besinnungstage in Klöstern. Menschen seien durchaus bereit, mit höchster Mobilität große Entfernungen zurück zu legen. „Das räumlich Ferne wird für sie zum Naheliegenden.“

Ebenso zentral müsse es Kirche aber auch um die Gestaltung des Nahraums gehen: Die Feier der sonntäglichen Eucharistie bürge für die Sorge um den Erhalt heiliger Räume, für die Offenheit für Fremde und für den Schutz der Würde der Schwächsten. Es könne nicht nur darum gehen, Heimat abzuschirmen, sondern darum, die Heimatlosen zu schützen. „Ein pastoraler Lebensraum, der die Fremden nicht in seine Mitte holt, ist in seiner Würde beschädigt“, betonte der Hildesheimer Bischof.

Auch wenn nicht in jedem Dorf die Kirche erhalten bleibe: „Auf diese Beistandspflicht der Kirche gegenüber den Menschen darf sich das Land verlassen“, sicherte Trelle zu.

Das Katholische Büro Niedersachsen (www.katholisches-buero-niedersachsen.de) ist die Kontaktstelle der drei niedersächsischen Diözesen bei der Landesregierung, dem Parlament, den Behörden des Landes und den evangelischen Kirchen in Niedersachsen. Es vertritt damit insgesamt über 1,4 Millionen Katholiken im Bundesland Niedersachsen. Sitz des Katholischen Büros ist die Landeshauptstadt Hannover.


Die vollständige Rede von Bischof Trelle