Mitfühlende Perspektive
Bischof Norbert Trelle fordert an der „Asse“ ein gemeinwohlorientiertes Handeln
Hildesheim/Remlingen (bph) Das weitere Vorgehen beim Atommüllager „Asse“ muss sich am Gemeinwohl orientieren, fordert der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle. Damit ist nicht nur das Wohl der jetzigen, sondern aller zukünftigen Generationen gemeint, sagte Trelle am Sonntagnachmittag, 4. März, bei der zweiten Station des 3. Ökumenischen Kreuzwegs in der evangelischen Kirche von Remlingen. Gemeinsam mit rund 250 Menschen trug er nach der Predigt ein übermannsgroßes Kreuz zum Asseschacht.
Asse – dieser Name macht Angst, er wirft Fragen auf bei den Arbeitern und Anwohnern. Ist ihre Gesundheit gefährdet? Was sind die Häuser in der Umgebung noch wert? Diese Sorgen müsse die Kirche ernst nehmen, sagte Trelle in der übervollen Kirche von Remlingen, sie müsse eine „mitfühlende Perspektive“ einnehmen und dafür sorgen, dass das Problem des Atommülls in das Bewusstsein aller Menschen komme. Dabei gelte es aber, den Blick zu weiten und auch kommende Generationen in die Überlegungen mit einzuschließen.
Der Zukunftsoptimismus des Menschen sei längst geschwunden, stellte Trelle fest und bedauerte ein Auseinanderklaffen von technischen und emotionalen Möglichkeiten. „Wir können mittels unserer Technik auf einen Schlag hunderttausend Menschen umbringen, aber beweinen und betrauern können wir nur einen“, sagte der Bischof wörtlich. Trelle bemängelte das Streben nach immer mehr materiellem Wohlstand. Vergessen werde viel zu oft der immaterielle Wohlstand, das Wohlergehen. „Mehr und mehr machen wir jedoch die Erfahrung, dass die Anhäufung materiellen Wohlstands mit der Abnahme unseres Wohlergehens einhergeht“, beklagte das Bistumsoberhaupt. „Längst ist uns der Zusammenhang von Wachstum und Wohlstand brüchig geworden.“ Auch Elisabeth Eicke, die Vorsitzende des Diözesanrats der Katholiken im Bistum Hildesheim, mahnte angesichts der Selbstüberschätzung des Menschen, Christen müssten „Gottes geknechteter Schöpfung eine Stimme geben.“ Das tun sie in ökumenischer Eintracht, wie Kirstin Müller, die evangelische Pastorin vor Ort, bemerkte. Regelmäßig laden Katholiken und Protestanten zu Asse-Andachten ein.
Nach der ökumenischen Feier trugen die Teilnehmer gemeinsam ein großes Holzkreuz zur Schachtanlage, das aus einer Lärche des Asse-Höhenzuges geschlagen worden ist. Auf halbem Wege warteten Schüler der katholischen Grundschule Harztorwall aus Wolfenbüttel und brachten in Gesang und Gebet ihre Sorgen um eine gesunde Zukunft zum Ausdruck.
Der diesjährige 3. Ökumenische Kreuzweg der Schöpfung widmet sich vor allem den Themen Massentierhaltung und Atommüll. Am vergangenen Sonntag sprach der evangelische Landesbischof von Hannover, Ralf Meister, an der Hähnchenschlachtanlage in Wietze. Zum Schacht Konrad geht es am dritten Fastensonntag, 11. März. Treffpunkt ist um 17 Uhr die katholische Kirche St. Bernward in Salzgitter-Thiede. Erwartet wird dann die Bundestagsabgeordnete Viola von Cramon. Der diesjährige Kreuzweg endet am 18. März in Gorleben. Um 12 Uhr ist Treffen am Verladekran des Dannenberger Bahnhofs.