"Mit Speck fängt man Wörter"
Lesung zum "Aschermittwoch der Künstler" entfaltete die reiche Bildersprache Felicitas Frischmuths
Hildesheim (bph) Die bildreichen Texte von Felicitas Frischmuth standen im Mittelpunkt der Lesung zum "Aschermittwoch der Künstler" am Mittwochabend in der Hildesheimer Dombibliothek. Sie verbanden sich auf nahezu perfekte Weise mit den Lautenklängen von Ulrich Wedemeier.
Beschreibungen eher als Geschichten prägen die Texte von Felicitas Frischmuth, die bei der Lesung anwesend war. Wie Farbkleckse hingeworfen in die Stille, die im Kopf des Hörers ein buntes Bild entstehen lassen: "Man müsste die Landschaft verlegen – macht es Euch bequem! Abspringen! Reise, Reis von der Straße...". Felicitas Frischmuth bringt ihre Sätze selten zu Ende, bricht ab, nimmt einen anderen Gedanken auf, lässt ihre wandernden Gedanken in eine bunte, plastische Sprache fließen. Sie überspringt dabei Grenzen, Sprachgrenzen, verwendet neben Deutsch im selben Atemzug auch Französisch und Englisch, überwindet die Begrenzungen von Zeit und Raum und dichtet mit allen Sinnen. "Mit Speck fängt man Wörter!"
Schauspieler Werner Galas vom Staatstheater Braunschweig brachte Frischmuths Texte durch seine geübte und feinfühlige Artikulation zum Klingen. Mal laut, mal leise, drängend und fordernd, dann wieder die Worte zärtlich wiegend brach er die Wortbilder auf und ließ sie in der Dombibliothek erblühen. Ulrich Wedemeiers Laute dazu gab der Lesung einen ganz besonderen Rahmen.
"Kunst ist die Fortsetzung des Gottesdienstes mit anderen Mitteln", sagte Weihbischof Hans-Georg Koitz, der nach der Emeritierung von Bischof Dr. Josef Homeyer zur Zeit das Bistum leitet, in seinem Grußwort. Kunst sei nicht zuletzt auch eine Annäherung an die Wahrheit mit anderen Mitteln. Insofern seien die Texte von Felicitas Frischmuth auch ein Ausdruck des Suchens, so der Weihbischof, textlicher Ausdruck einer "ungewissen Reise", die auch mit Abschiednehmen und Loslassen zu tun habe.
Felicitas Frischmuth wurde 1930 in Berlin geboren und lebt in St. Wendel. Sie studierte Musik, klassische Philologie und Philosophie und veröffentlichte zahlreiche Gedichte, Prosa und Texte. Außerdem arbeitete sie für Rundfunk und Fernsehen. 1995 erschien der zweisprachige Lyrikband "Im Gehen – Quand on marche. Gedichte – Poèmes". Felicitas Frischmuth publiziert in Zeitschriften und Anthologien, zuletzt im Jahrbuch der Lyrik 2001.
Die Lesung in der Dombibliothek war Teil des diesjährigen "Aschermittwoch der Künstler", der am 30. Januar mit Werken von Leo Kornbrust eröffnet wurde. Diese Ausstellung ist noch bis zum 20. März im Domkreuzgang Hildesheim zu sehen von Montag bis Samstag, 10 bis 16.30 Uhr und am Sonntag von 12 bis 17 Uhr.