Menschen in Illegalität helfen

Bischof Trelle mahnt auf Konferenz in Berlin weiter dringenden Handlungsbedarf an

Unter dem Titel „Irreguläre Migration im Wandel“ hat vom 19. bis 21. März 2014 in Berlin die X. Jahrestagung Illegalität stattgefunden. Mehr als 130 Teilnehmer aus Kirche und Nichtregierungsorganisationen, Verwaltung, Politik und Wissenschaft haben den Wandel in der Wahrnehmung irregulärer Migration ebenso wie die bleibenden humanitären Herausforderungen diskutiert. Der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle hat Politik und Gesellschaft an ihre Verantwortung erinnert.

„Papst Franziskus mahnt uns zur Brüderlichkeit für alle Menschen – und diese ist nicht an aufenthaltsrechtliche Voraussetzungen gebunden,“ sagte der Vorsitzende der Migrationskommission der Deutschen Bischofskonferenz und zugleich Vorsitzende des „Katholischen Forums Leben in der Illegalität“, Bischof Norbert Trelle. In einer Bilanz der vergangenen Jahre stellte Trelle Fortschritte in der öffentlichen Diskussion über irreguläre Zuwanderung ebenso fest wie weiteren dringenden Handlungsbedarf. Nicht zuletzt sei es der Jahrestagung zu verdanken, dass über Parteigrenzen hinweg offen diskutiert werden könne. Auch die rechtliche Situation habe sich wenigstens in Teilen positiv entwickelt. „Allerdings hat sich die Lebenssituation der betroffenen Menschen kaum verbessert“, sagte Bischof Trelle. Allzu oft würden (ordnungs-)rechtliche Zwänge weiterhin die dringend erforderliche Hilfe und Unterstützung für Menschen in Not erschweren oder machten sie gar unmöglich. „Es geht um konkrete Menschen: Kranke, Arbeitnehmer und Kinder, denen die gleiche Würde zukommt wie uns allen. Sie sind nicht bloß Objekte des Rechts, sondern müssen ihre eigenen Rechte auch wahrnehmen können“, so der Bischof. Vor diesem Hintergrund stelle sich die Frage, ob die Kirche ihre Stimme noch deutlicher vernehmbar machen müsse. Den kirchlichen und gesamtgesellschaftlichen Auftrag hat der Vorsitzende der Migrationskommission der Deutschen Bischofskonferenz mit den Worten zusammengefasst: „Wir tragen Verantwortung – auch für Menschen in der Illegalität.“

 

Dr. Rupert Neudeck, Gründer und Vorsitzender der Organisation „Grünhelme“, wies darauf hin, dass wirtschaftliche Not häufig Triebfeder für Migration sei: „Die Menschen wollen für sich eine Perspektive. Sie wollen die Sprache lernen und einen Beruf. Es sind nicht nur Flüchtlinge, die hierherkommen. Die Mehrzahl sind Menschen, die eine Perspektive und einen Beruf für sich suchen und deshalb nicht weniger wertvoll sind als Flüchtlinge oder Asylbewerber.“

 

Bei einer Podiumsdiskussion haben Wolfgang Bosbach (MdB, Vorsitzender des Innenausschusses), Margit Gottstein (Staatssekretärin im Integrationsministerium Rheinland-Pfalz), Peter Clever (Mitglied der Hauptgeschäftsführung der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitsgeberverbände, BDA) und Prälat Dr. Peter Neher (Präsident des Deutschen Caritasverbandes) über Perspektiven der Einwanderungspolitik debattiert. Prälat Neher betonte: „Menschen in der aufenthaltsrechtlichen Illegalität sind Teil der gesellschaftlichen Realität in Deutschland. Über ihre Situation dürfen wir nicht einfach hinwegsehen. Gleichzeitig setzt sich die Caritas dafür ein, dass Migration nicht nur nach Nützlichkeitserwägungen betrachtet wird.“

Die „Jahrestagung Illegalität“ wird vom „Katholischen Forum Leben in der Illegalität“, dem Rat für Migration und der Katholischen Akademie in Berlin durchgeführt. Der Rat für Migration ist ein unabhängiger Zusammenschluss von Migrationswissenschaftlern. Das „Katholische Forum Leben in der Illegalität“ wurde 2004 auf Initiative der Migrationskommission der Deutschen Bischofskonferenz gegründet. Es ist der Zusammenschluss katholischer Organisationen, die sich mit der Situation von Menschen ohne legalen Aufenthaltsstatus auseinandersetzen.