Mehr Zukunft als Vergangenheit
Bischof Norbert Trelle profanierte die Kirche St. Barbara in Goslar-Sudmerberg
Goslar (bph) Unter großer Anteilnahme hat Bischof Norbert Trelle am Sonntagabend die Kirche St. Barbara in Goslar-Sudmerberg profaniert. Über das weitere Schicksal des Gotteshauses, einer Filialkirche von St. Jakobus in Goslar, ist noch nicht entschieden.
Zum ersten Mal seit seiner Einführung im Februar war Bischof Norbert Trelle im Dekanat Goslar. „Ich hätte mir einen schöneren Anlass gewünscht“, gestand der Bischof zu Beginn des letzten Gottesdienstes in St. Barbara, „aber wir müssen tun, was nötig ist.“ Für alles gebe es eine Zeit, zitierte der Bischof die Bibel, eine Zeit des Bauens und eine Zeit des Aufgebens. Man dürfe darüber aber nicht in Depressionen verfallen, mahnte Trelle. Auch in der Kirche stehe alles unter dem Vorbehalt der Vorläufigkeit. Es gelte nun, Vertrautes aufzugeben und Neues zu wagen. „Seid untereinander eines Sinnes und beharrlich im Gebet“, ermutigte Trelle die Gemeinde und hatte noch weiteren Trost parat: Alle Gläubigen stünden auf den Schultern ihrer Vorgänger. Die einmal geleistete Arbeit sei niemals vergeblich. „Was Sie hier geleistet haben, ist für die Zukunft aufbewahrt,“ so Trelle. Darum gelte: „Sie haben mehr Zukunft als Vergangenheit“.
Zahlreiche Besucher verfolgten den letzten Gottesdienst in St. Barbara, zu dem auch die Priester des Dekanates und ehemalige Seelsorger gekommen waren. Nachdem Dechant Kuno Kohn zum Ende des Gottesdienstes das Profanierungsdekret von Bischof Norbert Trelle verlesen hatte, löschte er die Lichter am Altar, deckte das Altartuch ab und vollzog damit symbolisch die Profanierung der Kirche. Zuvor schon war im Gottesdienst das Ewige Licht gelöscht worden.
Für die weitere Verwendung des Gebäudes liegen nach Auskunft von Wilfried Gatzemeier, Kirchenvorstand von St. Jakobus, zahlreiche Angebote vor, über die voraussichtlich im Januar entschieden wird. Zur Diskussion stehen die Einrichtung einer Begegnungsstätte, die Umwandlung in den Trauerraum eines Beerdigungsinstituts und der Umbau zu Wohnungen für betreutes Wohnen. Jedenfalls sei ein Abriss der Kirche „sehr unwahrscheinlich“.
Auch für die Einrichtung und verschiedene Kunstgegenstände aus der Kirche gibt es Interessenten. Die Figur der Heiligen Barbara kommt in die Nachbargemeinde St. Benno, die Bänke werden vermutlich nach Osteuropa gebracht. Auch die Gefängnisseelsorge und evangelische Kirchengemeinden interessieren sich für einzelne Gegenstände. Über den weiteren Verbleib der Glocken und der kleinen Orgel gibt es noch keine Entscheidung.
St. Barbara in Goslar-Sudmerberg wurde als Beton-Fertigteilkirche 1969 errichtet. Schon lange drang Feuchtigkeit in der Westfront ein, was nie zufriedenstellend behoben werden konnte. Zudem wurde die Gemeinde immer kleiner, der Gottesdienstbesuch schlechter. Schon vor einigen Jahren hatte man daher die Profanierung der Kirche erwogen. Nachdem der Renovierungsbedarf immer dringender wurde, haben Pfarrgemeinderat und Kirchenvorstand von St. Jakobus im April und Mai 2006 für eine Profanierung gestimmt. Nach Anhörung des Priesterrates hat Bischof Norbert Trelle diese Profanierung dann im Oktober angeordnet und nun vollzogen.