Mehltau versündigt sich an Bischof
Hildesheimer Weinkonvent überbrachte Trelle einen mageren „Weinzehnten“
Hildesheim (bph) Der Weihnzehnt für den Bischof – in diesem Jahr passte er in einen kleinen Präsentkorb. Gerade einmal zwölf Flachen überbrachte der „Hildesheimer Weinkonvent“ gemeinsam mit Weinkönigin Anja Mieske am Donnerstag dem Hildesheimer Bischof Norbert Trelle als Pacht für die Überlassung des bischöflichen Weinbergs im Magdalenengarten. Grund für die miserable Ernte im vergangenen Jahr: Der echte Mehltau vernichtete einen Teil der Reben.
Und selbst diese zwölf Flaschen sind noch gestreckt, wie Walter Hoffmann als Vorsitzender des Weinkonvents dem Bischof verriet. Zum ersten Mal habe man den Wein verschneiden müssen. Die Hobbywinzer setzten dem mageren Ertrag kurzerhand 20 Prozent Wein aus Rheinhessen zu. Immerhin ist es ein reiner Müller-Thurgau geblieben.
Allerdings hatte Hoffmann am Morgen schon den früheren Bischof Dr. Josef Homeyer besucht und ihm ebenfalls vier Flaschen Magdalenenwein überreicht. Trelle gönnte seinem Vorgänger diese Freude ausdrücklich. Schließlich begehe der emeritierte Bischof am gleichen Tag sein Silbernes Bischofsjubiläum, so erzählte er den Männern.
Im kommenden Jahr werde der „Weinzehnt“ nicht mehr in einen Präsentkorb passen, versprach Walter Hoffmann dem Bischof. Inzwischen haben die Arbeiter im Weinberg des Herrn Bischof nämlich den echten Mehltau, einen raffinierten Schädling, überwunden und brachten in diesem Jahr auch die Natur auf ihre Seite. „2008 wird der beste Jahrgang bisher“, freute sich Hoffmann. Wie viele Flaschen es wohl werden, verriet er nicht. „Wir zählen noch“, behauptete er augenzwinkernd.
Zum elften Mal überbrachten die Mitglieder des zwölfköpfigen Weinkonvents den Weinzehnten. 1995 pachteten sie vom Bischöflichen Stuhl „auf 50 Jahre“ einen kleinen Hang im so genannten Magdalenengarten. Drei Jahre benötigten die Reben der frostbeständigen Sorte Müller-Thurgau, bis sie erstmals Ertrag abwarfen. Die Pacht besteht laut Vertrag aus „mindestens einem Liter Wein in einem irdenen Gefäß, gut verschlossen und versiegelt“. Längst lässt der Weinkonvent den Rebensaft aber bei einem Winzer im rheinhessischen Alzey professionell keltern und dann in Flaschen verfüllen.