Meditation und Aktion
Bischof Norbert Trelle weiht am 26. Mai in Hildesheim drei Männer zu Priestern
Hildesheim/Holzminden/Celle (bph) Drei völlig unterschiedliche Lebenswege treffen sich am Pfingstsamstag, 26. Mai, am Altar des Hildesheimer Doms. Um 10 Uhr wird Bischof Norbert Trelle Thomas Marx, Thomas Mogge und Adam Ulatowski zu Priestern weihen. Am Abend davor, 25. Mai, laden die Priesteramtskandidaten um 20 Uhr zu einer Eucharistischen Anbetung in die Seminarkirche (Brühl 16) ein.
Erste Erfahrungen als „Geweihte“ haben die drei Priesteramtskandidaten schon gesammelt. Thomas Mogge wurde am 1. April 2006 von Bischof Norbert Trelle in seiner Heimatkirche St. Josef in Holzminden zum Diakon geweiht, die beiden Oratorianer Thomas Marx und Adam Ulatowski am 3. Dezember vergangenen Jahres in St. Ludwig, Celle. Schon damals stellten sie sich in den Dienst der Kirche und haben in ihrem so genannten „Diakonat“ seelsorglich gearbeitet. Für Mogge, der viele Jahre als Pastoralreferent in Wolfsburg gearbeitet hat, war dies dennoch eine ganz neue Erfahrung. „Man wird als Diakon von vielen Gläubigen schon zu den Priestern gezählt“ hat Mogge an seinem Einsatzort St. Martin in Hannover-Roderbruch beobachtet. Ähnlich erging es dem ehemaligen DDR-Bürger Thomas Marx und Adam Ulatowski, einem Polen mit reicher beruflicher Vergangenheit. Als Mitglieder der geistlichen Gemeinschaft der Oratorianer haben sie sich ihrer Gemeinschaft in Celle verpflichtet und wechseln nicht den Einsatzort. Doch auch für sie hat die Diakonenweihe einiges verändert. „Aus Herrn Marx wurde für die Menschen plötzlich Diakon Marx!“ Gewöhnungsbedürftig, fand der Weihekandidat. Ulatowski ist vor allem beeindruckt von der Sympathie vieler Menschen. „Wir werden mitgetragen von der Gemeinde“, freut sich der junge Pole, „viele beten für uns und freuen sich aufrichtig über die Weihe.“
Als Priester werden die drei Männer noch stärker auffallen, gerade auch bei Nicht-Christen. „Missionarisch tätig sein, nach außen strahlen aber auch nach innen wirken“ wolle er als Priester, sagt Mogge. Auf die Fernstehenden werden sie als Priester zugehen, dennoch die Kerngruppe der Gläubigen nicht vergessen. Auf Dauer gehe das nur, wenn Priester nicht zu Managern werden, sondern „den Menschen das geben, was die Welt ihnen nicht geben kann“, so drückt es Ulatowski aus. Der Glaube darf nach Überzeugung von Thomas Marx dabei kein „Sahnehäubchen auf dem Alltag“ sein, sondern muss alles Planen und Handeln durchdringen. Wichtig ist allen Dreien daher ein reiches Gebetsleben. „Aus der Meditation folgt die Aktion“ bringt es Ulatowski auf den Punkt.
Die bisherigen Lebenswege der Priesteramtskandidaten 2007:
Thomas Marx (29) wurde 1977 in Mühlhausen/Thüringen geboren und wuchs im tiefkatholischen Obereichsfeld in Heyerode in der ehemaligen DDR auf, wo der Sozialismus „nie wirklich angekommen“ ist, wie sich Marx heute erinnert. In seiner Polytechnischen Oberschule hing das Porträt von Erich Honecker dennoch lange Zeit wie selbstverständlich neben dem Kreuz. Nach der Wende hat Thomas Marx 1996 Abitur am Gymnasium Oberdorla gemacht. Wirklich tief hat Thomas Marx den Sozialismus nie eingesogen. Seine geistige Heimat war die katholische Kirche. Er sei schon immer gerne zum Gottesdienst gegangen, erinnert sich Marx, auch als die Gleichaltrigen in der Pubertät allmählich andere Interessen entwickelten.
So studierte Thomas Marx nach dem Abitur von 1997 bis 2003 Theologie mit dem Schwerpunkt Liturgiewissenschaft an der Universität Erfurt. Auch in seiner Diplomarbeit zeigte sich der Obereichsfelder heimatverbunden: „St. Bonifatius in Leinefelde als Beispiel für katholischen Kirchenbau in der DDR“ lautete das Thema.
Das Berufsziel Priester entwickelte sich aber erst im Laufe des Studiums. Ursprünglich wollte der damalige Theologiestudent nämlich Gemeindereferent werden. Nach dem Studium suchte Thomas Marx eine Möglichkeit, als Priester in einer Gemeinschaft zu leben und zu arbeiten. Durch einen Studienkollegen wurde er auf die Oratorianer in Celle aufmerksam und schloss sich ihnen im Januar 2004 an. Seitdem arbeitet er in der Gemeindeseelsorge mit, besucht Menschen in Krankenhäusern und Heimen und hat die „Lange Nacht der Kirchen“ mitorganisiert sowie den 2. Celler Ökumenetag. Auch in der Firmvorbereitung engagiert sich Thomas Marx.
Die Liebe zur Kirche war Thomas Mogge (42) in die Wiege gelegt worden, die in Holzminden stand. Geboren ist Mogge am 22. April 1965 zwar in Höxter, doch aufgewachsen rechts der Weser, im Einzugsbereich der Gemeinde St. Josef, Holzminden. Schon früh hat er sich dort engagiert, im Kinderchor, als Messdiener und Gruppenleiter, schließlich als Jugendvertreter im Pfarrgemeinderat und Mitglied der Musikgruppe „Laudes“.
Da war der Weg zum Theologiestudium nicht weit. Nach dem Zivildienst in der Familienbildungsstätte Haus Marienfried im Sauerland und der Gemeinde St. Elisabeth, Hameln, ging Thomas Mogge 1987 zum Studium nach Paderborn und wechselte 1989 nach Bonn. Dem Diplom im Jahre 1994 folgte bis 1997 eine Stelle als Pastoralassistent in Barsinghausen. Anschließend war Mogge Pastoralreferent im Dekanat Wolfsburg. Dort unterstützte er unter anderem acht Jahre lang den Dechanten, kümmerte sich um die seelsorgliche Begleitung von Religionslehrkräften und Erzieherinnen. Auch die Seelsorge bei Jugendlichen und die Firmkatechese fielen in sein Aufgabengebiet. Im September 2005 wechselte der erfahrene Pastoralreferent dann ins Priesterseminar Hildesheim und war vier Monate bei einem Pastoralkurs in Hamburg, gemeinsam mit anderen Priesteramtskandidaten der Bistümer Hamburg, Osnabrück, Limburg und Aachen.
Die Entscheidung, Priester zu werden, sei in den letzten Jahren gewachsen, sagt Mogge. Er habe sich lange vorstellen können, eine Familie zu gründen. Doch während einer berufsbegleitenden Weiterbildung zum geistlichen Begleiter reifte dann die Entscheidung zum Priesterberuf und damit auch zur Ehelosigkeit.
Familien blieb er dennoch verbunden. Im Diakonatsjahr in Hannover engagierte sich Mogge unter anderem stark in der Taufpastoral und sprach Familien mit ungetauften Kindern an. „Das waren spannende und schöne Gespräche“ erinnert sich der angehende Priester an das vergangene Jahr in Hannover. Es habe ihm Spaß gemacht, Kirche bei den Menschen wieder ins Gespräch zu bringen. Außerdem hat Mogge einen Weihnachtsgottesdienst auf dem Marktplatz von Hannover-Roderbruch mitorganisiert, den mehr als 500 Menschen besuchten.
Völlig kirchenfern ist Adam Ulatowski (34) im katholischen Polen aufgewachsen. Seine Familie war zwar katholisch, lebte aber damals den Glauben nicht. Geboren 1973 in Stettin ging Adam Ulatowski dort zur Schule, machte eine Ausbildung zum Automechaniker und schließlich das Abitur. Der junge Pole arbeitete danach als Automechaniker, im Casino, als Türsteher einer Diskothek und zeitweise auch als Body-Guard. Zu seinem Arbeitsumfeld gehörten Drogensüchtige, Prostituierte und Kriminelle. Jesus? „Jesus ist ein Märchen für dumme Leute“ habe er damals gedacht, erinnert sich Ulatowski schmunzelnd.
Eine entscheidende Wende brachte seine damalige Freundin, die tief religiös war. Sie überredete ihren Freund, zur Kirche mitzukommen. Exerzitien konfrontierten den jungen Mann dann mit seinem Leben, seinen Umgang mit unglücklichen Menschen oder solchen, die einfach nur ihren Spaß suchten. „Ich habe gemerkt, dass es so nicht weiter geht“, bekennt Ulatowski. Der Suchende schloss sich einer Gruppe religiöser Menschen an und in den folgenden Jahren wuchs sein Wunsch, Priester zu werden.
Zielstrebig machte sich Adam Ulatowski auf den Weg und studierte 1997 bis 2003 Theologie an der Adam Mickiewicz-Universität in Posen. Dabei absolvierte er das Postulat und Noviziat in der Ordensgemeinschaft „Societas Christi pro Emigrantibus (SCh)“ in Posen. Durch Bekannte erfuhr er vom Oratorium in Celle und trat dort Anfang 2004 ein. Erst in Deutschland hat Adam Ulatowski dann Deutsch gelernt.
In den Pfarrgemeinden von Celle und Umgebung engagiert sich Adam Ulatowski viel in der Ministrantenarbeit, aber auch in Seniorenkreisen und hält Andachten. Als Diakon hat er dabei eine große Bandbreite diakonischen Wirkens miterlebt.