Liebesflehen mit Urlauten
Der literarische Abend zum Aschermittwoch der Künstler in Hildesheim bot „poetische Experimente“
Hildesheim (bph) „Poetische Experimente“ erklangen am Abend des Aschermittwoch in der Dombibliothek Hildesheim. So der Titel des literarischen Abend, der traditionell den zweiten Teil des „Aschermittwoch der Künstler“ im Bistum Hildesheim ausmacht.
Abstruses, Hintersinniges, manchmal auch schlicht Lautmalerisches hatte Walter Vitt zusammen gestellt. Der Kölner Kunstschriftsteller und Journalist entschied sich für eine große zeitliche Bandbreite von Texten. Werke von Hans Sachs aus dem 16. Jahrhundert waren darunter, aber auch Stücke aus der Mitte des letzten Jahrhunderts. Gemeinsam hatten sie nur eines: Sie unterschieden sich von den üblichen Gedichten und Texten auch ihrer Zeitgenossen und ließen selbst manchen bekannten Schriftsteller in ganz neuem Licht erscheinen.
Wunderschön etwa das Liebesflehen eines Raben an seine Geliebte von Christian Morgenstern. Vorgetragen von dem Hörfunk- und Fernsehsprecher Jörg Hustiak wurde dieser auf den ersten Blick völlig sinnlose Text zu einem anrührenden Hörstück. Oder die bekannte Sonate für Urlaute von Kurt Schwitters. „Wir bieten Ihnen nur eine homöopathische Dosis dieses langen Werkes“, beruhigte Vitt die Zuhörer, die dann aber gerne noch länger zugehört hätten.
Snezana Nesic bildete mit ihrem Akkordeon einen eindrucksvollen Kontrapunkt zu den Texten. Erstaunlich, welche Töne die ausgebildete Musikerin aus diesem oft etwas belächelten Instrument hervorlockte.
Auf die mehrfache Funktion von Wörtern wies Bischof Norbert Trelle in seinem Grußwort hin. Wörter könnten gemeinschaftsstiftend sein, aber auch zur Umkehr mahnen und seien dann sehr sperrig und selten gerne gehört, zog der Bischof eine Parallele zum Aschermittwoch.
Der „Aschermittwoch der Künstler“ im Bistum Hildesheim findet in diesem Jahr zum 20. Mal statt. Die Ausstellung mit Werken von Prof. Roland Dörfler im Dom-Museum Hildesheim ist noch bis zum 17. April zu sehen: Di bis Sa 10.00 bis 13.00 Uhr und 13.30 bis 17.00 Uhr, Sonn- und Feiertage 12.00 bis 17.00 Uhr.