Liebeserklärung an die Schöpfung

Fast verschmelzen sie miteinander, der Helfer und das geschundene Raubopfer. Während zwei Männer achtlos vorbeilaufen und den Mann in seinem Blut liegen lassen, kümmert sich der Samariter fast zärtlich um den Kranken. Dieses Werk, das die Geschichte vom Barmherzigen Samariter aus dem Lukasevangelium zitiert, hat alles, was einen „echten Kilian“ ausmacht: eine ausdrucksvolle figürliche Darstellung, kräftige, aber nicht aufdringliche Farben in einer interessanten Bildkomposition. 30 Bilder hat der Braunschweiger Künstler, Diakon im Zivilberuf, für diese Ausstellung mitgebracht. Sie alle zitieren einen Bibelvers, der auch neben den Bildern zum Nachlesen angebracht ist.

Wer Kilian bislang nur als Maler, auch Glasmaler, kannte, der wird überrascht sein über die ausgestellten Textilien, die der Künstler entworfen hat. Messgewänder und andere Gewänder für den Gottesdienstgebrauch sind in einem separaten Raum ausgestellt und zeigen, dass Claus Kilian nicht nur im zeichnerischen Detail stark ist, sondern auch die Kunst der großflächigen Abstraktion beherrscht. Besonders beeindruckend ist ein großer Wandbehang mit Passionsszenen, der im großen Saal des Tagungshauses zu sehen ist.

Claus Kilian will die Ausstellung in Himmelsthür nicht als Retrospektive seines Gesamtwerkes verstehen. Die meisten Bilder seien in den vergangenen zwei Jahren für diese Ausstellung entstanden, sagte er bei der Vernissage am Sonntagnachmittag, die vom Saxophonsextett „Camisa Negra“ musikalisch sehr angenehm gestaltet wurde. In den Augen Kilians ist die Heilige Schrift „eine Liebeserklärung Gottes an die Schöpfung und an uns.“

Claus Kilian wurde 1928 in Glogau in Schlesien geboren. Seit 1946 lebt er in Braunschweig. Nach einer Ausbildung zum Werbegraphiker machte sich Claus Kilian 1960 selbstständig und spezialisierte sich auf die Ausgestaltung katholischer Kirchen. Besonders nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil erhielt Kilian zahlreiche Aufrage für die Aus- oder Neugestaltung von Kirchen im Bistum Hildesheim nach den Vorgaben des Konzils. Dabei beschränkte sich der Künstler nicht auf die Ausmalung von Kirchen oder die Gestaltung von Glasfenstern, sondern schuf auch Metallarbeiten wie etwa für Tabernakel und Leuchter und ließ Wandbehänge für Kirchen weben. Arbeiten von Claus Kilian sind auch in Helsinki und Bayern zu sehen. 1975 wurde Claus Kilian zum Diakon geweiht und arbeitet in der Braunschweiger Gemeinde St. Aegidien. Kilian ist seit 1953 verheiratet und hat fünf Kinder.

Information:
Claus Kilian: „Bibel-Zitate – Bilder, Texte und Textilien“
Ausstellung bis zum 3. Februar 2008
Werktags von 9 bis 11 und 15 bis 17 Uhr, am Wochenende und abends nach Vereinbarung
Tagungshaus St. Vinzenz, Winkelstraße 3-4, 31137 Hildesheim-Himmelsthür
T (05121) 405-0