Liebe und Schmerz

Arnold Stadler las beim Aschermittwoch der Künstler in der Dombibliothek

Hildesheim (bph) Arnold Stadler kam nach Hildesheim und brachte den Erlöser mit: „Salvatore“ – zu Deutsch „Erlöser“ – ist die Hauptfigur eines neuen Textes, den der oberschwäbische Dichter bei der Dichterlesung zum diesjährigen „Aschermittwoch der Künstler“ am Aschermittwoch, 13. Februar, in der Hildesheimer Dombibliothek vorlas.

Er ist ein merkwürdiger Held, dieser Salvatore, mit einem merkwürdigen Verhältnis zu Frauen und dem merkwürdigen Beruf eines Grabredners. Von „Imagine“ über „My way“ bis zu „Die Gefühle haben Schweigepflicht“ ist ihm schon alles untergekommen an seinen traurigen Arbeitsplätzen. „Es wird alles gut“ muss er den Trauernden sagen, weil „es ist alles aus“ einfach zu traurig klingt.

Weit ausladend und gut beobachtend erzählt Arnold Stadler von diesem Herrn und seinen Schrullen. „Liebe und Schmerz“ seien in Stadlers Werk sehr häufig zu finden, sagte denn auch Bischof Norbert Trelle in seinem Grußwort in der gut besuchten Dombibliothek. Von dessen „farbenfroher Gewissheit des Erzählten“ sprach der Bischof, und dass ihn ein Satz Stadlers in einem von dessen Werken besonders berührt habe: Da sagt ein an Lungenkrebs sterbender alter Mann: „Da ist so viel Luft in der Welt, aber nicht für mich“.

Arnold Stadler wurde 1954 in Meßkirch geboren. Er studierte katholische Theologie in München und Rom, danach Germanistik in Freiburg, Köln und Bonn, promovierte und bereiste unter anderem Südamerika und China. Im schriftstellerischen Werk Stadler zeigt sich fast leitmotivisch der Begriff von Sehnsucht als bevorzugtes Lebensgefühl. Nur folgerichtig erscheint daher auch seine Auseinandersetzung mit den Psalmen, die er 1999 als Gedichtband unter dem Titel „Die Menschen lügen. Alle“ veröffentlichte. Autor und Werk wurden mit zahlreichen Ehrungen bedacht, darunter der Georg-Büchner-Preis 1999 und die Ehrendoktorwürde der Freien Universität Berlin 2006.

Der bildnerische Teil des „Aschermittwoch der Künstler“ wird von Lilian Moreno Sánchez getragen, die ihre Werke unter dem Titel „Tengo sed – mich dürstet“ im Roemer- und Pelizaeus-Museum ausstellt. Sánchez wurde 1981 in Buin in Chile geboren. Sie studierte Kunst zunächst in ihrem Heimatland, dann ab 1996 an der Akademie der bildenden Künste in München und lebt heute in Augsburg. In ihrem Werk setzt sich Lilian Moreno Sánchez immer wieder mit christlichen Themen auseinander. Engel, Menschwerdung oder Marienbilder und der Leidensweg Christi sind Gegenstände ihrer Arbeiten, die oft von der Auseinandersetzung mit den Werken Alter Meister geprägt sind.

Kuratoren des Aschermittwoch der Künstler sind Prof. Dr. Michael Brandt, Direktor des Dom-Museums und Prof. Gerd Winner von der Akademie der Künste in München.

Information:
Aschermittwoch der Künstler 2013: Lilian Moreno Sánchez: „Tengo sed – mich dürstet“,
Roemer- und Pelizaeus-Museum, Am Steine 1-2, 31134 Hildesheim,
19. Februar bis 7. April 2013, Dienstag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr