Leidenschaft für Menschen
Bischof Norbert Trelle weiht am 21. April fünf Männer zu Diakonen
Hildesheim (bph/kiz). Fünf Männer, darunter vier Familienväter, wird Bischof Norbert Trelle am Samstag, 21. April, zu Diakonen weihen. Sie haben sich vier Jahre lang auf ihre Aufgabe vorbereitet. Hauptamtlich oder mit Zivilberuf werden sie ihren Dienst vor allem im sozialen Bereich ausüben. Die Weihe findet um 10 Uhr im Hildesheimer Dom statt.
Christophe Loemba ist 47 Jahre alt und stammt aus der Republik Kongo. Er wurde in der zweitgrößten Stadt des Landes, Pointé-Noire, geboren. Loemba ist verheiratet und hat zwei Kinder im Alter von elf und vier Jahren. Seit 1986 ist der Diakonanwärter in Deutschland und hat in Dresden studiert. Sein Interesse lag im Ingenieurswesen, vor allem in der Wasserwirtschaft. Doch mit der Zeit wandelten sich seine Interessen: Nach dem Ende seines Studiums und einem Umzug nach Magdeburg betreute Loemba seit 1992 Flüchtlinge, ging in die Sozialarbeit: „Das war im Rückblick auch ausschlaggebend für den Wunsch, Diakon zu werden“, berichtet Loemba. Doch es war noch ein langer Weg. 2002 begann er Theologie im Fernkurs zu studieren, im Jahr darauf übersiedelte die Familie nach Hildesheim. Loemba arbeitet heute als Erzieher im Röderhof, einem Heim der Diözese für geistig behinderte Menschen. Geprägt hat Loemba zweierlei: Zum einen die Erfahrung „dass es Menschen gibt, die einen anderen Menschen an ihrer Seite brauchen“. Zum anderen weiß er, „dass Menschen nicht ohne Gott sein können.“ Das wird er nun als Diakon mit Zivilberuf zunächst in der Gemeinde Mariä Himmelfahrt in Diekholzen-Söhre umsetzen.
Dr. Markus Schneider ist in einer Hinsicht die Ausnahme unter den Diakonanwärtern: Er ist kein Familienvater. Aber der gebürtige Nordenhamer und studierte Theologe teilt mit seinen Amtsbrüdern die „Leidenschaft für Menschen, die am Rande stehen.“ Daher hatte der 34-Jährige nicht den Wunsch Priester zu werden: „Pfarrer stehen in einer Gemeinde immer im Mittelpunkt, das ist nichts für mich“, sagt er. Er wirke lieber im Stillen bei denen, die ebenfalls nicht im Mittelpunkt stehen. Seit 2001 ist der promovierte Pastoraltheologe, der durch den Kontakt mit Bischof Dr. Josef Homeyer ins Bistum kam, in Oyten bei Bremen tätig. Vor allem kümmert er sich dort seit 2005 um die seelsorgliche Begleitung des „Familiengartens“ der Filialgemeinde St. Paulus, die zur St. Matthias-Gemeinde in Achim gehört. Dieses Gemeinschaftsprojekt der Gemeinde und des Caritasverbandes kombiniert einen Kindergarten mit sozialen Angeboten für Familien und einer ergotherapeutischen wie einer logopädischen Praxis. Schneider ist dabei die „seelsorgliche Anlaufstelle“. Diese Aufgabe wird er nach seiner Weihe auch weiter ausüben. Außerdem wird sich Schneider in der Ausbildung von Diakonen engagieren.
Die Folgen eines abgebrochenen Theologiestudiums hat Steffen Krähe zu spüren bekommen: Der 44-Jährige stammt aus Dessau, schrieb sich 1981 in Erfurt für Theologie ein und brach das Studium 1987 ab. Krähe musste daraufhin seine Wehrpflicht in der DDR nachholen. Er nutzte die einzige Möglichkeit, den Dienst an der Waffe zu verweigern und wurde Bausoldat: „Das war eine politische Strafkompanie in den Chemiehochburgen Buna und Leuna“. Die Wendezeit brach an, Krähe versuchte zwischen den Bausoldaten und den Armeeoffizieren zu vermitteln. Doch gerade diese harte Zeit ließ Krähe eine Antwort auf die Frage finden, was seine Rolle im Leben ist: „Es geht mir um Konfliktsituationen, ich bin ein Grenzgänger“. Konfliktsituationen kennzeichnen auch sein Berufsfeld: Krähe ist freier Kinder- und Jugendpsychotherapeut, seit sechs Jahren mit einer Praxis in Bad Harzburg. Darüber hinaus engagiert er sich im pastoralen Prozess im Dekanat Goslar, kümmert sich dort vor allem um Fragen der Vernetzung von Gemeinde und Caritasverband. Krähe ist auch Vorsitzender des Vereines Pontifex, der vor kurzem von Goslarer Katholiken gegründet wurde. Der Verein will pastorale Anliegen und bürgerschaftliches Engagement stärker zusammenbringen – zum Beispiel im Ausbau des Mittagstisches für Schüler in der St.-Jakobi-Gemeinde. Diese Arbeit werde er als Diakon noch stärker fortsetzen, stellt Krähe heraus.
Eine zentrale Erfahrung hat Martin Wirth geprägt: „Wenn man etwas schaffen will, geht das nur mit anderen Menschen und nur mit Gott.“ Der heute 34-jährige Vater von zwei Kinder hat diese Gewissheit vor allem aus zwei Umständen geschöpft: aus seinem Einsatz bei den Georgspfadfindern, vor allem in der heimischen St.-Ludgeri-Gemeinde in Helmstedt, und aus seiner Sehbehinderung, die er von Geburt an hat. Seit sieben Jahren ist Wirth blind. Nicht zuletzt durch diese Behinderung hat sich Wirth der Frage der Menschenwürde angenommen: „Egal wie ein Mensch zur Welt kommt, er ist und wird von Gott geliebt“, unterstreicht er. Wirth hat zunächst Biologie studiert und ist über die Auseinandersetzung mit dem Schöpfungsgedanken zur Theologie gekommen. Wirth lebt in Stade und hat sich als Diakonatsanwärter beispielsweise den Aufbau der „Josefshütte“ vorgenommen. Im katholischen Alten- und Pflegeheim St. Josef wurde aus dem nicht mehr benötigten Schwimmbad ein Veranstaltungs- und Kreativraum und aus dem Saunabereich eine Pilgerherberge für den Jakobusweg. Wirth und seinem Team geht es bei der Josefshütte darum, dass Kinder, Jugendliche und Erwachsene gute Impulse für ihr Leben bekommen: „So wie Josef und Maria ihrem Kind Jesus vieles gaben, was er benötigte, um sich im Leben zurecht zu finden,“, beschreibt es Wirth. Diese Arbeit und weitere Aufgaben wird er als künftig hauptamtlicher Diakon in der Gemeinde Hl. Geist, Stade, wahrnehmen.
Erst Theologie, dann Medizin und jetzt Diakon: Dr. Joseph Theruvath, 62 Jahre alt, stammt aus Indien. Geboren wurde der Vater von drei erwachsenen Kindern in Marangattupilly im Bundesstaat Kerala. Vor 42 Jahren kam Theruvath nach Deutschland, um in der Jesuitenhochschule St. Georgen Theologie zu studieren. Er schloss das Studium ab, doch „ich hatte das Gefühl, Menschen auf andere Art helfen zu müssen“. Theruvath entschloss sich Medizin zu studieren, qualifizierte sich als Chirurg, arbeitete an einem Krankenhaus im süddeutschen Raum und folgte seinem damaligen Oberarzt nach Gronau. Dort verbrachte er seine Berufsjahre, zuletzt 14 Jahre lang selbst als Oberarzt. Seit Ende 2006 ist Theruvath in Altersteilzeit. Helfen als Arzt – das war sein Lebenssinn. Doch hatte er stets ein Gefühl: „Da ist noch eine andere Art, wie ich Menschen helfen kann – jenseits der Medizin.“ Es habe sich für ihn eine bohrende Frage aufgedrängt: „Wie lebst du eigentlich? Du wolltest doch für Menschen in Not da sein.“ Ohnehin ein Leben lang kirchlich engagiert, reifte bei Theruvath der Entschluss Diakon zu werden. Künftig wird er in der Gemeinde St. Joseph in Gronau tätig sein. Theruvath denkt dabei vor allem an den Einsatz für einsame, ältere Menschen.
Ständige Diakone in der katholischen Kirche sind meist verheiratete und berufstätige Männer, die sich in einen besonderen kirchlichen Dienst stellen. Ihre Aufgabe ist vor allem, sich Menschen in Not zuzuwenden und umgekehrt diese Not in den Kirchengemeinden bewusst zu machen. Wie Bischöfe und Priester, so werden auch Diakone geweiht.
Das Bistum Hildesheim hat mit den Neugeweihten 98 Diakone.