Kulturmissionär: Moritz von Brabeck

Biografie zum 200. Todestag des früheren Hildesheimer Domherrn

Zum 200. Todestag des früheren Hildesheimer Domherrn Johann Friedrich Moritz von Brabeck ist eine Monographie erschienen, die das Leben und Schaffen des Philanthropen und Kunstförderers beleuchtet. Das Buch wurde am Freitag, 24. Januar, im Rahmen einer Gedenkveranstaltung im Hildesheimer Kaiserhaus vorgestellt.

 

Es ist die Geschichte eines ungewöhnlichen Lebensweges, die Dr. Olaf Wittstock in seinem Buch über den früheren Hildesheimer Domherrn Moritz von Brabeck erzählt. Es ist eine Geschichte des Schaffens und des Scheiterns. Von Brabeck entstammte einem westfälischen Adelsgeschlecht. Als Großneffe des Hildesheimer Fürstbischofs Jobst Edmund von Brabeck führte auch sein Lebensweg in den Priesterstand und später ins Hildesheimer Domkapitel.

Als Domherr hatte sich Von Brabeck um das Amt des Koadjutors mit dem Recht auf Nachfolge des Bischofs bemüht, unterlag bei den Wahlen 1786 allerdings seinem Kontrahenten. In der Folge verließ er den geistlichen Stand. Persönliche Enttäuschung mag bei dieser Entscheidung ebenso eine Rolle gespielt haben, wie eine dynastische Verlegenheit: Nach dem plötzlichen Tod seines Bruders mangelte es der Familie an männlichen Nachkommen und Erben. Von Brabeck ging daher nach der Laisierung im Jahr 1788 eine Ehe ein, aus der zwei Kinder hervortraten, die ihren Vater allerdings nur wenige Jahre überdauern sollten.

Mit dem weltlichen Leben begann für von Brabeck auch sein Leben als Kulturmissionär. „Er war ein Kulturkraftwerk“, urteilte Prof. em. Dr. Josef Nolte von der Universität Hildesheim im Rahmen der Gedenkveranstaltung, zu der das Hildesheimer Domkapitel und die Stiftung der Universität Hildesheim geladen hatten. Der vormalige Domherr hatte sich die Anhebung von Geschmack und Bildung zum Ziel gesetzt – und dafür machte er sich als philanthropischer Kunst- und Kulturunternehmer ohne staatlichen Rückhalt und auf eigene Kosten stark.

Von Brabeck strebte die kulturelle Beteiligung des breiten Publikums an. Über Deutschland hinaus berühmt wurde seine der Öffentlichkeit zugängliche Gemäldesammlung auf Schloss Sölder bei Hildesheim, auf dem sich der seit1788 der Hildesheimer Ritterschaft angehörende von Brabeck niedergelassen hatte. Die Sammlung wurde das Ziel unzähliger Kunstpilger, darunter namhafte Besucher wie der Philosoph Friedrich Schlegel oder die preußische Königin Luise.

Doch auch dieser Lebensweg war zum Scheitern verurteilt. Zwar schien der kulturmissionarische Einsatz zunächst Früchte zu tragen, das Konzept der Bildung durch Bilder schien aufzugehen. Doch wirtschaftliche Zwänge, in die von Brabeck geriet, trieben ihn von 1804 an dazu, einen Käufer für seine Bildersammlung zu suchen. Zu Lebzeiten war dieses Unterfangen allerdings nicht mehr zu verwirklichen, von Brabeck starb am 8. Januar 1814. Seine Bildersammlung gelangte zunächst an seine Kinder, nach deren Tod wurden die Bilder in Einzelstücken verkauft. Seitdem ist der brabecksche Bilderbesitz in alle Welt verstreut.

Die kulturellen Aktivitäten von Brabecks zusammenzustellen, wie es Wittstock in dem jetzt erschienen Buch gelungen ist, war ein schwieriges Unterfangen.  Als im Jahr 2001 erstmals der Plan dazu entstand, war nicht abzusehen, welcher Aufwand damit verbunden sein würde. Denn ähnlich dem Bilderbesitz sind auch die Quellen zu von Brabeck verstreut.

Allerdings habe sich der immense zeitliche Aufwand durchaus gelohnt, betonte Dr. Albrecht Weiland, Leiter des Verlags Schnell & Steiner, in dem die kulturelle Biografie erschienen ist. Für Nolte stellt die Buchvorstellung gar eine persönliche Lebensfreude dar. Er hatte über Jahre nach einem geeigneten Biografen gesucht und Wittstock schließlich für die Brabeck-Forschung begeistert. Der Hildesheimer Domherr sei lange Zeit nicht in dem Umfang gewürdigt worden, den er verdient hätte, erklärte Nolte.

Ehrung erhielt von Brabeck aber auch vom emeritierten Hildesheimer Weihbischof und Domdechant Hans-Georg Koitz, der von Brabecks geistliches Wirken nicht mit dessen Wendung zum weltlichen Leben beendet sieht. Kunst als Verteilungswerk zu sehen, wie von Brabeck es getan habe, sei auch ein missionarisches und diakonisches Wirken. Von Brabeck habe sich daher mit seiner Kunstverteilung so etwas wie eine „Kanzel zur Beförderung der Menschlichkeit“ geschaffen.

Das Wirken von Brabecks wird die Forschung jedenfalls auch in Zukunft noch beschäftigen, dessen ist sich der Hildesheimer Bistumsarchivar Dr. Thomas Scharf-Wrede sicher. „Mit diesem Buch liegt wirklich ein Riesenwerk vor uns. Doch durch sind wir mit dem Leben des Domherrn von Brabeck noch lange nicht“, erklärte der Mitherausgeber der Schriftenreihe  „Quellen und Studien zur Geschichte und Kunst im Bistum Hildesheim“, in der das Brabeck-Buch nun erschienen ist.


Buchinformation:

Olaf Wittstock: „Philanthrop und Kunstunternehmer – Der Hildesheimer Domherr Johann Friedrich Moritz von Brabeck (1742-1814)“, erschienen in der Reihe „Quellen und Studien zur Geschichte und Kunst im Bistum Hildesheim“, herausgegeben von Prof. Dr. Michael Brandt und Dr. Thomas Scharf-Wrede im Auftrag des Vereins für Geschichte und Kunst im Bistum Hildesheim, Verlag Schnell & Steiner, 400 Seiten, gebunden, ISBN-13: 978-3-7954-2043-7, Preis: 59 Euro