Kreidezeit trifft Mittelalter
Von Bildhauer Ulrich Rückriem gestalteter Altar steht seit Samstag im Hildesheimer Dom
120 Millionen Jahre ist der Stein des neuen Hildesheimer Dom-Altares alt. Er steht nun inmitten der zahlreichen mittelalterlichen Kunstschätze des Gotteshauses. Mitarbeiter der Spezialfirma „Karner Kunstaufbau“ haben das sakrale Werk aus Kalkstein am Samstag aufgebaut. Der renommierte Bildhauer Ulrich Rückriem (75) aus Köln hat den Altar gestaltet.
Der grünliche Farbton mit rostbraunen Einfärbungen ist typisch für den in der Kreidezeit entstandenen Stein, der aus Anröchte bei Soest stammt. Rückriem hat den monumentalen Steinblock, der insgesamt fünf Tonnen wiegt, zunächst horizontal gespalten. Aus dem oberen Teil hat er die Altarplatte mit einer Fläche von 1,10 mal 1,90 Meter gestaltet. Den unteren hat er mit zwei Schnitten in drei gleiche Blöcke aufgeteilt. Zwei dieser Blöcke dienen als Sockel, auf denen die Platte aufliegt. Während der Künstler den Kalkstein ansonsten naturbelassen verbaut hat, sind die Innenseiten der Sockel vergoldet: Damit will Ulrich Rückriem die Verbindung mit dem Godehardschrein darstellen, der in der Krypta des Doms genau unterhalb des Altars steht.
„Wir haben uns für Ulrich Rückriem entschieden, weil er als etablierter Künstler mit sehr schlichten Formen arbeitet“, sagt Generalvikar Dr. Werner Schreer. „ Das passt gut zu unserem Dom. Denn er lebt nicht von Verzierungen, sondern von einer klaren, schlichten Grundform. Zudem wollten wir die großen historischen Kunstwerke des Doms mit einem Kunstwerk unserer Zeit ergänzen.“
Der mehrfache Documenta-Künstler Rückriem war früher Professor an den Kunsthochschulen in Hamburg, Düsseldorf und Frankfurt. Er wurde 1938 in Düsseldorf geboren. Nach einer Steinmetzlehre und einer Zeit als Mitarbeiter der Kölner Dombauhütte studierte er an den Kölner Werkschulen bei Ludwig Gies.
Die Kosten für den Altar betragen rund 200.000 Euro. Getragen werden sie zum größten Teil vom Hildesheimer Domkapitel. Außerdem fördern der „Verein Ausstellungshaus für christliche Kunst e.V.“ in München, die Klosterkammer und der Dombauverein das Werk.
1985 wurde der Hildesheimer Dom samt seiner Kunstschätze von der UNESCO in die Liste des Welterbes der Menschheit aufgenommen. 2010 haben die Renovierungsarbeiten begonnen. Die Gesamtkosten für die Renovierung des Gotteshauses sowie den Bau des neuen Dommuseums betragen 35,6 Mio. Euro. Am 15. August 2014 wird der Hildesheimer Dom wieder eröffnet. Dann wird der neue Altar feierlich geweiht.