Kompetent und unabhängig
Bistum Hildesheim ernennt neue Ansprechpartnerin bei Missbrauch Minderjähriger
Hildesheim (bph) Die niedergelassene Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie, Schwester Dr. med. M. Ancilla Schulz (46), ist neue Ansprechpartnerin bei Missbrauchsfällen Minderjähriger durch Geistliche im Bistum Hildesheim. Einen entsprechenden Auftrag hat ihr Bischof Norbert Trelle kürzlich erteilt. Schulz löst Dr. Brigitte Eyssel ab, die diese Aufgabe Ende letzten Jahres abgegeben hat. Mit der Ernennung von Dr. Schulz hat das Bistum Hildesheim einen fünfköpfigen Beraterstab für Fälle sexuellen Missbrauchs.
Alleine das kleine Brustkreuz verrät, dass die neue Ansprechpartnerin nicht nur eine niedergelassene Fachärztin mit eigener Praxis, sondern auch Ordensfrau ist: Seit fast 25 Jahren gehört Dr. Martina Schulz, die sich den Ordensnamen „Ancilla“ gab, zur Kongregation der Hildesheimer Vinzentinerinnen. In deren Ordenshaus wohnt die Psychiaterin auch und geht von dort jeden Morgen zur Arbeit in ihre Praxis für Psychiatrie und Psychotherapie in der Hildesheimer Scheelenstraße, die sie gemeinsam mit einer Kollegin führt. Schulz übt ihren Beruf in Zivilkleidung aus, trägt aber das kleine, unauffällige Kreuz der Vinzentinerinnen. „Manche Patienten haben Probleme mit der Ordenstracht“, so begründet die Fachärztin ihre Kleiderwahl. Schon im Studium, als sie noch Ordenstracht trug, seien viele Patienten verwirrt worden. Das soll nicht sein.
Viel lieber betont die Ärztin ihre fachliche Qualifikation und langjährige Erfahrung im Umgang mit missbrauchten und traumatisierten Menschen. Mitschwestern der 46-Jährigen sind in Braunschweig bei der Hilfsorganisation SOLWODI e.V. („Solidarity with Women in Distress“) tätig und beraten Frauen in Not, die oft zahlreiche Missbrauchserfahrungen gemacht haben. Einige von ihnen werden von Dr. Schulz behandelt. „Jeder Missbrauch ist ein Trauma“, betont Martina Schulz und sieht sich bei den Betroffenen zunächst in der Rolle der Zuhörerin. Es gelte, Scham und Schuldgefühle, die viele Opfer plagen, zu besprechen, aufzuarbeiten und gemeinsam nach Lösungsmöglichkeiten zu suchen. „Viele Betroffene müssen ihre Gefühle erst einmal sortieren“, weiß Schulz aus ihrer therapeutischen Erfahrung, „dabei will ich ihnen helfen.“
Kann die Fachärztin als Ordensfrau dabei gegenüber dem Bistum wirklich unabhängig sein und dem Bischof notfalls auch deutlich widersprechen? Das könne sie sehr wohl, stellt die Ärztin und Vinzentinerin klar. Zum einen sei ihr Orden rechtlich völlig unabhängig gegenüber dem Bistum. Zum anderen sei sie innerhalb des Ordens der Vinzentinerinnen durch die Profess, also die Ordensgelübde, gebunden, fachlich jedoch von niemandem abhängig. „Ich übernehme die Rolle der Missbrauchsbeauftragten freiwillig und ehrenamtlich und bin daher nur den Opfern verpflichtet“, sagt die Ärztin klar und deutlich.
Neben Dr. Martina Schulz gehören noch drei weitere Experten aus verschiedenen Fachbereichen zum Beraterstab, der dem Bischöflichen Beauftragten zum Vorgehen gegen sexuellen Missbrauch, Domkapitular Heinz-Günter Bongartz, zur Seite steht : eine Pädagogin, ein Jurist und ein Psychotherapeut.
Die Ansprechpartnerin bei Missbrauchsfällen Minderjähriger durch Geistliche:
Sr. M. Ancilla Schulz (Vinzentinerin, Dr. med. Martina Schulz)
Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie,
Scheelenstraße 24, 31134 Hildesheim,
Tel. (0172) 2605273,
E-Mail: ancilla.schulz(ät)vinzentinerinnen-hildesheim.de
Bischöflicher Beauftragter für Fragen des sexuellen Missbrauchs Minderjähriger durch Geistliche:
Heinz-Günter Bongartz,
Tel. (05121) 307270,
E-Mail: heinz-guenter.bongartz(ät)bistum-hildesheim.de