Koitz, Krippe, Kamera
Das ZDF übertrug den Weihnachtsgottesdienst live aus dem Hildesheimer Dom
Hildesheim (bph) Mit mehr als eineinhalb Millionen Gläubigen und Zuschauern hat Weihbischof Hans-Georg Koitz am Sonntagmorgen im Hildesheimer Dom den Gottesdienst zum 1. Weihnachtstag gefeiert. Die Messe wurde vom Zweiten Deutschen Fernsehen (ZDF) live übertragen, auch nach Österreich.
Gott sei im Bewusstsein vieler Christen und auch in der Praxis der Pfarrgemeinden teilweise an den Rand geraten, bedauerte Weihbischof Hans-Georg Koitz, der das Bistum als Diözesanadministrator leitet, in seiner Predigt. Natürlich leugne kein Christ Gott, „aber rechnen wir denn ernsthaft mit ihm?“ so fragte der Weihbischof. Dies entspricht dem Lebensgefühl vieler Menschen, auch in der Kirche, hat Koitz beobachtet: Vielleicht gibt es Gott, so denken viele. Aber auf jeden Fall ist er weit weg. Die Krise der Kirchen sei daher mehr als nur eine Finanz- und Personalkrise: „Sie ist offensichtlich eine Gotteskrise“, sagte der Weihbischof den Gottesdienstbesuchern und Zuschauern am Fernsehen.
Musikalisch bereichert wurde der Gottesdienst von Domchor, Mädchenkantorei und Domsingknaben unter der Leitung von Dommusikdirektor Thomas Viezens. Zudem spielten Musiker der Radiophilharmonie des NDR und Landeskirchenmusikdirektor Hans-Joachim Rolf an der Orgel. Domkantor Stefan Mahr versah den Kantorendienst. Gespielt und gesungen wurden Stücke aus der Missa solemnis in C-Dur und der „Spatzenmesse“ von Mozart sowie Werke von Johann-Sebastian Bach, Michael Praetorius und Colin Mawby.
Nach dem Gottesdienst standen Mitglieder der Pfarrgemeinde Heilig Kreuz Hildesheim, zu der der Dom gehört, unter der Telefonnummer „0700 54724388“ („0700 KIRCHETV“) für Gespräche zur Verfügung. Jeweils fünf Personen beantworteten im Bischöflichen Generalvikariat an fünf frei geschalteten Apparaten die Fragen der Anrufer aus dem ganzen Bundesgebiet. Bis um 19 Uhr wurden sie im 75-Minuten-Rhythmus von fünf anderen Teams abgelöst.
Der Fernsehgottesdienst war monatelang vorbereitet worden. Bereits vier Tage vor der Übertragung parkten die 35 Mitarbeiter des ZDF mehrere Sattelschlepper und Übertragungswagen auf dem Domhof und bauten rund 70 Scheinwerfer und 40 Mikrofone in dem Gotteshaus auf. Unter der Empore wurde ein Kameraturm errichtet. Fünf Kameras sorgten für eine gute Übertragung: je eine im rechten und linken Seitengang, eine Kamera auf dem Turm im Mittelschiff und eine auf der Empore. Den „Gegenschuss“ vom Altar ins Kirchenschiff lieferte ein Kameramann rechts hinter dem Altar.
Jeden Sonntag überträgt das ZDF einen Gottesdienst, abwechselnd aus einer katholischen und evangelischen Kirche. Die Zuschauerzahlen liegen meist zwischen 800.000 und einer Million, an Feiertagen bis zu 1,3 Millionen. Das entspricht einem durchschnittlichen Marktanteil von 13 Prozent. Seit 1974 war das Bistum Hildesheim 15mal mit einem Gottesdienst vertreten, zuletzt 2001 zwei Mal aus der Dominikanerkirche Albertus Magnus in Braunschweig. Aus dem Hildesheimer Dom wurde zuletzt 1983 ein Gottesdienst gesendet. Damals übertrug der Norddeutsche Rundfunk (NDR) live den Gottesdienst zur Bischofsweihe von Dr. Josef Homeyer.
Fotos von den Gottesdienst-Vorbereitungen finden Sie in unseren "Impressionen"