Kirche wurde Kirche in der Welt
Theologen des Bistums Hildesheim diskutierten über das Zweite Vatikanische Konzil
Hildesheim (bph) Das Zweite Vatikanische Konzil war mehr als nur die Versammlung von Bischöfen aus allen Kontinenten. Dieses Konzil habe die katholische Kirche erst zu einem Teil der Welt und damit zur Weltkirche gemacht. Darüber waren sich die vier Theologen des Bistums Hildesheim einig, die am Montagabend unter dem Titel „Das Zweite Vatikanische Konzil in der Diskussion“ im Tagungshaus des Priesterseminars sprachen.
Vier verschiedene theologische Fachrichtungen – eine Schlussfolgerung: Das Zweite Vatikanische Konzil hat die Enge der katholischen Kirche aufgebrochen und sie in die Welt gestellt. Besonders augenfällig wurde das am Beispiel der Ökumene. Noch 1928 hatte der damalige Papst Pius XI. allen Katholiken verboten, sich ökumenisch zu betätigen. Keine 40 Jahre später mahnt das Ökumenismusdekret alle Katholiken zum ökumenischen Engagement. In der Erklärung „Nostra aetate“ ergeht der Aufruf, das Gute in den anderen Religionen anzuerkennen, zu wahren und zu fördern. Zugleich stellt dieser Text die enge Verbundenheit des Christentums mit den Juden heraus, wie Dr. Dagmar Stoltmann-Lukas, Leiterin der Diözesanstelle Ökumene, in ihrem Statement darlegte.
Die Katholische Kirche begegnet der Freude und Hoffnung, der Trauer und Angst der Welt, wie es in einem Konzilstext steht. Darauf wies Pastoraltheologe Dr. Peter Abel vor den etwa 60 Zuhörern hin. Papst und Bischöfe wechselten gleichsam die Perspektive: Sie gaben die frühere Abgrenzung zur Welt auf und entschieden sich für den Dialog mit den Menschen aller Religionen, mit der Welt an sich. Damit versuchte die Kirche, die Zeichen der Zeit zu erkennen und sich als Kirche in der Welt, nicht neben der Welt, zu definieren.
Der schwierigen Frage, ob die katholische Kirche wirklich den Willen Jesu widerspiegelt, widmete sich Generalvikar Dr. Werner Schreer aus einer systematischen theologischen Perspektive. Ja, so sein Fazit. Die katholische Kirche ist Zeichen und Werkzeug für die Nähe Gottes. So sieht es auch der Konzilstext „Lumen Gentium“. Dieses Zeichen könne aber auch verzerrt erscheinen. Deshalb müsse sich Kirche immer wieder verändern und aus der jeweiligen Zeit heraus versuchen, den Willen Jesu widerzuspiegeln – ein grundsätzlicher Unterschied zu der Haltung der Mitglieder der umstrittenen Piusbruderschaft, die die Traditionen der Kirche als etwas Unveränderliches begreifen und damit in ihrem Kirchenverständnis statisch bleiben.
Welche Bedeutung hat die Bibel heute für Kirche und Menschen. Ist sie das Ergebnis göttlicher Inspiration oder doch nur ein zufälliges zeitgeschichtliches Dokument begabter Schreiber? Auch dazu hat das Zweite Vatikanische Konzil Antworten gefunden und unter anderem im Konzilstext „Dei Verbum“ niedergelegt. Dr. Egbert Ballhorn, Dozent für biblische Theologie, wusste dazu Interessantes zu sagen. Nach seinen Aussagen gelang es dem Konzil, beide widerstrebenden Positionen zu einander zu bringen und die Bibel als zeitgeschichtliches Dokument zu begreifen, das aber im Geiste Gottes geschrieben sei. Doch damit ist dieses Thema nicht erledigt. Wie viele andere theologische Fragen so bleibe auch die Frage nach dem Wort Gottes eine „unruhige“ Frage und müsse von jeder Generation wieder neu gestellt und beantwortet werden.