Kirche unter Bäumen
Bischof Paride Taban aus dem Sudan ist im Bistum Hildesheim zu Gast
Hildesheim (bph) Mission heißt Befreiung, heißt Frieden. Wer wüsste das besser als ein Bischof aus dem Sudan? Paride Taban (71), emeritierter Bischof der Diözese Torit im Süden des umkämpften Landes ist in diesen Tagen im Bistum Hildesheim zu Gast, um die Kampagne zum Weltmissionssonntag am 28. Oktober zu unterstützen.
Es ist, wie immer, nicht ganz so einfach: Beim Bürgerkrieg im Sudan gehe es keineswegs nur darum, dass Christen gegen Moslems kämpfen, erzählt der Bischof aus dem afrikanischen Land. Die Lage ist viel komplizierter: Da kämpfen unterdrückte Volksgruppen gegen eine islamische Zentralregierung. Es geht nicht unbedingt um Religion, sondern vor allem um Bodenschätze, Anerkennung und nicht zuletzt Wissen: „Die Menschen im Sudan sind oft Analphabeten und damit leicht für irgendwelche Kriegsziele zu verführen“, weiß der schwarzafrikanische Bischof aus eigener Erfahrung.
Eindeutig parteiisch in diesem Land ist die katholische Kirche: parteiisch für die Menschen, egal welcher Herkunft oder Religion. Damit macht man sich nicht nur Freunde, schon gar nicht bei den Herrschenden. Tabans Bischofsstadt Torit war denn auch eines der Ziele der nordsudanesischen Regierung. Bomben haben große Teile der Stadt zerstört, darunter auch den Bischofssitz. Doch ein erfahrener Mann wie Paride Taban, der schon 1964 zum Priester geweiht wurde, fängt woanders wieder neu an. Die aktuelle „Residenz“ des Bischofs von Torit befindet sich am Rande der Wüste, in Zelten unter Bäumen, wo feindliche Flugzeuge sie kaum entdecken. Die Akten der Diözese hat Taban sicherheitshalber in Nachbarländern untergebracht.
Nach dem formalen Ende des Bürgerkriegs hat Paride Taban im Süden Sudans ein Friedensdorf gegründet, in dem heute 81 Familien verschiedener Volksgruppen und Religionen friedlich zusammen leben. Der umtriebige Bischof wünscht sich nichts mehr, als dass diese Idee ausstrahlen möge: Deshalb veranstaltet er auch regelmäßig Treffen dort und bildet Menschen als Botschafter aus, die dann ins Land ziehen. Ihre Botschaft: Ein friedliches Zusammenleben ist möglich und Wissen ist das beste Mittel gegen den Unfrieden.
Wissen, sein Wissen, will Bischof Paride Taban auch den Katholiken im Bistum Hildesheim vermitteln. Am Donnerstag, 18. Oktober, spricht er daher um 18 Uhr im katholischen Pfarrheim St. Marien am Ostlandplatz 1 in Pattensen. Außerdem ist er in verschiedenen Schulklassen zu Gast.
Taban ist Gast des Bistums zum „Monat der Weltmission“ der mit dem Weltmissionssonntag am 28. Oktober endet. Dann wird in allen katholischen Gottesdiensten Deutschlands für die ärmsten Diözesen der Welt gesammelt. Der „Monat der Weltmission“ wird getragen vom Internationalen Katholischen Hilfswerk „missio“, das in diesem Jahr seinen 175. Geburtstag feiert.