"Kirche sind die, die sich hier versammeln"
Bischof Norbert Trelle weiht Altar der umgebauten Seminar-Kirche in Hildesheim
Hildesheim (bph) Nüchtern und ohne Zierde: Die Seminar-Kirche am Priesterseminar in Hildesheim beeindruckt durch ihre Schlichtheit. Nach mehrmonatigen Arbeiten hat Bischof Norbert Trelle in einem feierlichen Gottesdienst den neuen Altar in dem umgestalteten Gotteshaus geweiht.
Sie ist eine "Kirche für alle Fälle", sagt der Regens des Priesterseminares, Dr. Christian Hennecke. Das Gotteshaus biete mit seiner einzigartigen Gestaltung Raum für neue liturgische Erfahrungen. Altar und Ambo stehen sich in der neugestalteten Kirche gleichberechtigt gegenüber. Sowohl Wort-Gottes-Feiern als auch der Wortgottesdienst einer heiligen Messe werden um das Ambo herum gefeiert. "Zur Eucharistiefeier versammelt sich die Gemeinde dann um den Altar herum", erklärt Dr. Egbert Ballhorn. Die ganze Gemeinde bewegt sich, jeder muss sich seinen Platz neu suchen. Kirche werde so auch als lebendige Gemeinschaft sichtbar: "Kirche sind die, die sich hier versammeln."
Möglich wird dies durch die ebenerdigen Fußboden. "Es gibt hier keine
Hierarchie von heiligen Raum und Zuschauerraum", sagt Ballhorn. Dem Referenten für biblische Theologie in der Arbeitsstelle
für pastorale Fortbildung und Beratung ist wichtig, dass der
Gottesdienstbesucher dadurch Bestandteil des Geschehens wird: "Ich kann
nur mitfeiern, mich nicht zurückziehen".
"Sie ist ohne Zierde, die Zierde ist der Mensch", greift Trelle in seiner Predigt das Konzept der Kirche auf, die nicht an eine Gemeinde gebunden ist. Vorrangig feiern hier Gruppen ihre Gottesdienste, die zu Kursen der Arbeitsstelle für pastorale Fortbildung und Beratung oder im Tagungshaus Priesterseminar zu Gast sind. Eng verknüpft mit der Seminar-Kirche ist auch die Aus- und Fortbildung der Priester. Ebenso wird sie für Schulgottesdienste zur Verfügung stehen. "Wir haben mit vielen Seelsorgern und Lehrern gesprochen. Unsere Ideen sind entstanden aus ihren Erfahrungen, mit Gruppen Gottesdienste zu feiern", sagt Ballhorn.
Gekostet hat der Umbau 495.000 Euro. Sämtliche Einbauten und Wandtapeten wurden dabei ebenso entfernt wie die Stufen zum bisherigen Altarraum. In den Fußboden wurde eine Heizung integriert, die für eine Grundwärme sorgt. Eine zuschaltbare Strahlungsheizung an der Decke kann für zusätzliche Wärme sorgen. Elektrik und Beleuchtung wurden ebenfalls erneuert. Die Sakaramentskapelle, bisher über Durchgänge nur über den Altarraum erreichbar, wurde mit Türen abgetrennt und steht für das individuelle Gebet zur Verfügung.
Die Einrichtung ist auf das notwendigste beschränkt, weder Bilder noch Blumen zieren das Gotteshaus. "Ich bin nicht abgelenkt", erklärt Ballhorn die gewollte Nüchternheit. Die Kirche biete Freiheiten und mache neue Erfahrungen möglich, die auch in das Bistum ausstrahlen sollen. "Die Menschen sollen Ideen mitnehmen. Es soll Freude machen, Gottesdienst zu feiern", wünscht sich Hennecke.