Keusche Kunst
Dombibliothek stellte Buch über den Albani-Psalter vor
Hildesheim (bph) Eine der schönsten mittelalterlichen Handschriften wird jetzt in einem Buch gewürdigt: der Albani-Psalter. Entstanden ist das Werk gemeinsam mit der Hildesheimer Dombibliothek und der Bernward Mediengesellschaft mbH. Am Montagabend wurde das Buch in der überfüllten Dombibliothek offiziell vorgestellt.
Erstaunlich, was aus einer platonischen Liebe entstehen kann. Die Beziehung zwischen der schönen, aber keuschen Einsiedlerin Christina von Markyate und Geoffrey, dem Abt des nahe gelegenen Benediktinerklosters St. Albans, hat wohl schon die Zeitgenossen im England des 12. Jahrhunderts beschäftigt, wie alte Aufzeichnungen beweisen. Aber die Liebe war platonisch. Und sie floss in ein Buch, das Geoffrey in seiner Abtei für Christina von Markyate herstellen ließ: den Albani-Psalter. Ein Kunstwerk, das auf 418 Pergamentseiten 40 Miniaturen und zahlreiche kunstvoll gezeichnete Initialen enthält. Das Buch illustriert unter anderem Texte aus der Heiligen Schrift, vor allem Psalmen.
Mindestens ebenso spannend wie die Entstehungsgeschichte sind die verschlungenen Wege, auf denen der Psalter in die Hildesheimer Gemeinde St. Godehard kam, wo das unschätzbare Buch heute aufbewahrt wird. Englische Mönche brachten das Werk mit in das Kloster Lamspringe. Nach dessen Aufhebung ging es in den Besitz des Klosters von St. Godehard über und nachdem auch dieses Kloster aufgehoben wurde nahm sich die Gemeinde des Buches an.
Und das wird auch weiterhin so bleiben, stellte Domkapitular und Stadtdechant Wolfgang Osthaus am Montagabend klar: „Der Psalter gehört und bleibt bei Godehard“. Doch ein solch wertvoller Besitz verpflichte auch. Deshalb habe sich die Gemeinde gerne bereit erklärt, an dem Buch über den Albani-Psalter mitzuarbeiten.
Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Die englische Autorin Jane Geddes, eine Expertin ihres Faches, hat ein spannend zu lesendes Buch geschrieben, das nicht nur den Inhalt des Psalters detailliert beschreibt, sondern auch ausführlich dessen Entstehungsgeschichte und Hintergründe. Zahlreiche Farbtafeln erschließen die bildliche Schönheit des Werkes und machen das Lesen zum Genuss. Jochen Bepler, Direktor der Hildesheimer Dombibliothek, die den Albani-Psalter wissenschaftlich bearbeitet, hat das Werk aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt.
Jane Geddes: Der Albani-Psalter; Verlag Schnell + Steiner, 1. Auflage 2005, 136 Seiten, 95 Farbabbildungen, Hardcover, ISBN 3-7954-1751-1, 29,90 Euro