Kerzen und Krise
Weihnachtspredigten der Hildesheimer Weihbischöfe
Hildesheim (bph) Auf die starke Symbolik von Kerzen und das Gottesbild der Menschen gehen die Hildesheimer Weihbischöfe Dr. Nikolaus Schwerdtfeger und Hans-Georg Koitz in ihren Predigten von der Heiligen Nacht und dem 1. Weihnachtsfeiertag ein.
An eine merkwürdige Begegnung wenige Tage zuvor erinnerte sich Schwerdtfeger bei seiner Predigt im Hildesheimer Dom in der Heiligen Nacht. Ein Mann, der regelmäßig bei ihm klingele und um Geld bettele, habe ihn diesmal um zwei Kerzen gebeten. „Die will ich Weihnachten auf meinen Tisch stellen“, habe ihm der Mann gesagt, so Schwerdtfeger.
Kerzen, die in er Regel völlig nutzlos sind, haben also offenbar eine starke symbolische Wirkung, sagte der Weihbischof. Während viele religiöse Praktiken im Laufe der Jahrhunderte verschwunden seien, würden die Menschen auch heute noch Kerzen anzünden. „Die brennende Kerze ist womöglich das Gebet dessen, der keine Worte für ein Gebet findet oder vielleicht nicht einmal beten will“, so der Weihbischof wörtlich. Das Licht der Kerzen ist für ihn ein Abglanz des göttlichen Lichts, das hinführt zum Kind in der Krippe.
Gott sei im Bewusstsein vieler Christen und auch in der Praxis der Pfarrgemeinden teilweise an den Rand geraten, bedauert Weihbischof Hans-Georg Koitz, der das Bistum als Diözesanadministrator leitet, in seiner Predigt vom 1. Weihnachtsfeiertag, die live vom ZDF übertragen wurde. Natürlich leugne kein Christ Gott, „aber rechnen wir denn ernsthaft mit ihm?“ so fragte der Weihbischof. Dies entspreche dem Lebensgefühl vieler Menschen, auch in der Kirche, hat Koitz beobachtet: Vielleicht gibt es Gott, so denken viele. Aber auf jeden Fall ist er weit weg. Die Krise der Kirchen sei daher mehr als nur eine Finanz- und Personalkrise: „Sie ist offensichtlich eine Gotteskrise“, sagte der Weihbischof den Gottesdienstbesuchern und Zuschauern am Fernsehen.