Keine neuen Löcher im Hildesheimer Dom
Kolloquium zu Grabungen und Bauforschung
Drei Tage lang haben Wissenschaftler aus Deutschland und der Schweiz die Funde der Grabungen sowie die neuen Erkenntnisse der Bauforschung am Hildesheimer Dom ausgewertet.
„Wir haben das bewusst in einem kleinen Kreis getan, damit man auch Vermutungen äußern und diskutieren kann, die noch nicht zu beweisen sind, aber eventuell neue Wege eröffnen können“, sagte der ehemalige Diözesankonservator des Bistums Hildesheim, Prof. Karl Bernhard Kruse. Ihm kam es darauf an, bei dieser Tagung die archäologischen Arbeiten im und um den Dom in einen Gesamtzusammenhang zu stellen. „Vieles von dem, was wir zu Tage gefördert haben, kann und wird Einfluss auf die Geschichtsschreibung über die Grenzen Hildesheims hinaus haben“, so Kruse.
So wies der Magdeburger Archäologe Rainer Kuhn auf Parallelen zwischen dem Magdeburger und dem Hildesheimer Dom hin. „Ihr Dom hat eine Westkrypta. Bei unseren Grabungen haben wir festgestellt, dass man damit auch bei uns begonnen hatte. Nur wurde dieser Teil des Doms nie fertig gestellt“, sagte Kuhn. Bedeutsam sind für Kruse auch die Untersuchungen von Metallfunden. Aus Metallkugeln an einer Kette im ältesten Grab unter dem Dom kann man schließen, dass es wahrscheinlich im Harz Produktionswerkstätten gab, die in der Lage waren, solche Kunstgegenstände herzustellen. Und die Metallreste in einer Gussgrube, die vor der Westseite des Hildesheimer Domes entdeckt wurde, weisen eine hohe Übereinstimmung in der Zusammensetzung mit den großen Bronzewerken im Dom auf. „Hier müsste eigentlich weitergeforscht werden, weil dieser Fund einer mittelalterlichen Gussgrube für figürliches Gießen einzigartig ist“, betonte Kruse.
Die neuen Erkenntnisse sind auch für Dr. Ulrich Knufinke und Dr. Markus Blaich wichtig. Sie bereiten zur Zeit die Ausstellung „Die Wurzeln der Rose“ vor, die ab dem 31. März 2015 im Hildesheimer Roemer- und Pelizaeus-Musem zu sehen sein wird. „Der regionale Bezug der Exponate macht so eine Ausstellung für Besucher noch interessanter“, erklärte Knufinke. Er ist sich sicher, dass auch „Hildesheimer, die sich mit der Stadtgeschichte auskennen, in der Ausstellung viel Neues erfahren werden“.
Im Dom gebe es noch viel zu forschen, lautete das Fazit Kruses nach fast fünf Jahren archäologischer Forschungsarbeit auf der Baustelle rund um den Dom. Aber er beruhigte sofort die Zuhörer: „Keine Angst, ich will in den frisch renovierten Dom keine neuen Löcher machen.“ Doch wies er darauf hin, dass das Erbe Bernwards mit ein Grund für die Anerkennung von St. Michaelis und Dom als Welterbestätten sei. Dies, so der ehemalige Diözesankonservator, verpflichte dazu, „sie zu erhalten, zu pflegen, aber auch weiter zu forschen“.