Keine Einigkeit in ethischen Fragen
Studientag des Bistums über Stolpersteine für die Ökumene
Wann beginnt menschliches Leben? In der Beantwortung dieser Frage unterscheiden sich die katholische und die evangelische Kirche in Deutschland zunehmend, sagte der katholische Moraltheologe Franz-Josef Bormann. Der Tübinger Professor sprach am Donnerstag während des Ökumenischen Studientages in Hannover über Herausforderungen für den Dialog beider Konfessionen.
Bormann stellte vor etwa 300 Besuchern im Ökumenischen Kirchenzentrum in Hannover-Mühlenberg eine „wachsende Kluft in den ethischen Positionierungen beider Kirchen“ fest. Diese betreffe nicht allein den Schutz ungeborenen Lebens. Auch sei es gegenwärtig nicht möglich, eine gemeinsame Stellungnahme zum Verbot der organisierten Beihilfe zur Selbsttötung zu verfassen. Hinzu kämen große Differenzen im Ehe- und Familienverständnis.
Mit dem Professor für Moraltheologie diskutierte Dr. Friedrich Hauschildt. Der Leiter des Amtes der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands betonte, es sei legitim, dass sich beide Konfessionen innerhalb einer Gemeinsamkeit voneinander unterschieden.
In Bezug auf den Schutz ungeborenen Lebens sagte Hauschildt: „Die Pole Selbstbestimmung und Lebensbestimmung müssen ausbalanciert werden. In der evangelischen Tradition wird die Selbstbestimmung etwas stärker bewertet, in der katholischen Tradition die Lebensbestimmung.“
Bormann forderte die Kirchen zu einem fairen Umgang miteinander auf. Katholiken eine lehramtshörige Prinzipienethik und rigoristische Verbotsmoral zu unterstellen, sollten Protestanten vermeiden. Von katholischer Seite solle darauf verzichtet werden, dem Protestantismus pauschal Beliebigkeit und widerstandslose Anpassung zu unterstellen, weil dieser Individualität und persönliche Gewissensfreiheit wertschätze.
Zu der Veranstaltung eingeladen hatte das Bistum Hildesheim. Der Studientag Ökumene fand in diesem Jahr zum 29. Mal statt.