Keine Ängste schüren

In der Diskussion um die Integration von Zuwanderern wünscht sich Dr. Josef Homeyer, emeritierter Bischof von Hildesheim, eine offene Debatte, in der keine Ängste geschürt werden. Das Statement des Bischofs im Wortlaut:

"Es ist gut, dass in unserem Land endlich ernsthaft über die Integration von Zuwanderern diskutiert wird. Viel zu lange kam dieses Thema nur in Expertenzirkeln vor. Die gesamtgesellschaftliche Debatte war längst überfällig. Links wie rechts sollte diese Diskussion nun ohne Scheuklappen geführt werden. Genauso wichtig ist aber auch, dass keine Ängste geschürt werden – weder in der Mehrheitsbevölkerung noch unter den Einwanderern. Auch die Migranten selbst müssen ihre Stimme erheben. Deshalb war die Kölner Kundgebung vom letzten Sonntag, bei der Tausende türkischer Muslime die im Namen des Islam verübte Gewalt verurteilt haben, von großer Bedeutung.

Die katholischen Bischöfe in Deutschland haben im September ein Konzept zur Integration von Migranten vorgelegt. Integration, wie wir sie verstehen, steht gegen die zwangsweise Angleichung der Zugewanderten (Assimilation) und ebenso gegen abgeschlossene Parallelgesellschaften, die sich der Werteordnung des Grundgesetzes verweigern. Es geht um ein Zusammenleben in Vielfalt. Ein bewusstes Miteinander, kein gleichgültiges Nebeneinander, das unsere Gesellschaft letztlich aushöhlt, ist das Ziel. Und das müssen beide Seiten redlich wollen und entsprechend aufeinander zugehen.

Integration kann nur gelingen, wenn die Zuwanderer die deutsche Sprache erlernen und den Traditionen und Prägungen der Mehrheitsgesellschaft mit Respekt und Wertschätzung begegnen. Die Mehrheitsgesellschaft ihrerseits muss die mitgebrachten Werte und Prägungen der Zuwanderer respektieren – soweit diese mit den Werten des säkularen Rechtsstaats und mit unserer Verfassung vereinbar sind."

Dr. Josef Homeyer
Bischof em. von Hildesheim
Präsident der Kommission der Bischofskonferenzen in der Europäischen Gemeinschaft (ComECE)