Kein Vertrauen verspielen
Bischof Norbert Trelle predigte bei Ökumenischer Andacht vor erster Landtagssitzung
Hildesheim/Hannover (bph) Vor einem Vertrauensverlust der Menschen in die politischen Institutionen hat der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle gewarnt. Politik und Gesellschaft müssten ethische Auskunft geben über eine Zukunft in Solidarität und Gerechtigkeit, forderte Trelle am Mittwochmorgen, 14. September, bei einer ökumenischen Andacht in der Marktkirche Hannover aus Anlass der ersten Plenarsitzung des Niedersächsischen Landtages nach der Sommerpause vor den Spitzen der Landesregierung und zahlreichen Abgeordneten.
Entscheidend für den Vertrauensverlust der Menschen ist nach Trelles Worten eine „entgleisende Moderne“, eine „ökonomische und gesellschaftliche Entwicklung der Freiheit, die immer mehr ihre ethischen Rückbindungen an ethische Bindungen und religiöse Intuitionen verliert“, so etwa wenn die Kündigung von 4.000 Arbeitsplätzen von den Börsen honoriert werde oder es sich in dieser Gesellschaft beruflich und rentenrechtlich lohne, keine Kinder zu bekommen. Bedenklich ist in den Augen Trelles auch die Tatsache, dass unser Wohlstand „vor allem mit fiskalischen oder ökologischen Belastungen der nächsten Generation“ erkauft wird. Hierin sieht der Bischof „existenzielle Angriffe auf das Vertrauen der Menschen.“
Der Bischof dankte den niedersächsischen Abgeordneten für ihre Arbeit und sagte ihnen für die neue Sitzungsperiode zugleich zu, sie mit Kritik, aber auch im Gebet zu begleiten. Reiner Pragmatismus allein schaffe noch kein Vertrauen, gab er den Abgeordneten mit auf den Weg. Es müssten bei allen Entscheidungen immer auch die ethischen Grundlagen für das Zusammenleben in Deutschland und Europa angefragt werden, so Trelle.
Die Ökumenische Andacht wurde gemeinsam gehalten von Bischof Norbert Trelle und dem evangelisch-lutherischen Bischof von Oldenburg, Jan Janssen. Neben Ministerpräsident David McAllister nahmen auch zahlreiche Ministerinnen und Minister sowie Abgeordnete des Landtags teil.