Kalte Füße, heiße Herzen
1.800 kleine Könige starteten feierlich die 51. Aktion Dreikönigssingen in Hildesheim
Hildesheim (DKS/bph) Singen, segnen, sammeln: Die 51. Aktion Dreikönigssingen ist eröffnet. Am Dienstag, 30. Dezember, sandte der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle bei einem Gottesdienst im Hildesheimer Dom die Sternsinger mit einem Segen aus. Mit dabei auch Monsignore Winfried Pilz, Präsident des Kindermissionswerks „Die Sternsinger“ und Pfarrer Andreas Mauritz, Bundespräses des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ). In den kommenden Tagen werden bundesweit rund 500.000 kleine Könige von Tür zu Tür ziehen und für Not leidende Kinder auf der ganzen Welt sammeln.
1.800 Sternsinger aus Niedersachsen und aus Bayern kamen trotz eisiger Kälte nach Hildesheim, um bei Minusgraden, strahlendem Himmel und in der historischen Kulisse des Markplatzes erstmal Lob zu kassieren. „Es ist großartig, wie die Sternsinger sich für den Frieden in der Welt einsetzen und anderen Kindern zu einer besseren Zukunft verhelfen“, sagte Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff. „Der Segen, den Ihr bringt, ist ein Zeichen der Hoffnung, der Zuversicht und des Gottvertrauens“, so der Ministerpräsident, der für die bundesweite Eröffnung der Aktion seinen Weihnachtsurlaub unterbrochen hatte. Gemeinsam mit dem Hildesheimer Bischof Norbert Trelle, Oberbürgermeister Kurt Machens und den Sternsingern zog Wulff danach durch die Hildesheimer Innenstadt.
Bischof Trelle freute sich über eine gelungene Premiere, denn erstmals startete die Sternsingeraktion in Hildesheim. „Ihr habt heute Eure Kronen blank geputzt und wir den Hildesheimer Himmel“, rief der Bischof den kleinen Königen bei Sonnenschein und sichtlich erfreut zu. Im überfüllten Dom sagte er später: „Öffnet die Herzen der Menschen und sucht den Frieden. Durch Euch kommen Kinder in aller Welt einem Leben in Frieden, Sicherheit, Freiheit und Gerechtigkeit ein Stück näher.“ Die 51. Aktion Dreikönigssingen steht in diesem Jahr unter dem Motto „Kinder suchen Frieden“ und beleuchtet besonders die Gewaltproblematik im lateinamerikanischen Kolumbien.
Davon konnten sich Kinder in Hildesheim selbst überzeugen. In drei Workshops erzählten Gäste aus Lateinamerika direkt von der Situation in ihren Heimatländern. Freddy Cruz etwa berichtete aus seinem Friedensprojekt in der kolumbianischen Millionenstadt Medellin, in der viele Kinder und Jugendliche entführt und ermordet werden. „Ohne Euch könnten wir nicht für den Frieden arbeiten“, sagte der 26-jährige Kolumbianer vor rund 375 kleinen Königen in der Heilig-Kreuz-Kirche. Nebenan in der Seminarkirche sangen die Kinder portugiesische Lieder, in St. Godehard gab es Songs und Infos aus Bolivien. Mit einem eigenen Kindermusical nahmen Sternsinger aus der Gemeinde St. Elisabeth (Hameln) die kleinen Könige in Heilig Kreuz mit auf eine Reise durch Lateinamerika.
„Seit fast 50 Jahren herrscht etwa in Kolumbien Bürgerkrieg. Kinder werden vertrieben, müssen flüchten oder werden als Kindersoldaten rekrutiert. Täglich sind Menschen vom Tod bedroht. Da ist es ein wunderbares Zeichen, dass Kinder sich hier für den Frieden einsetzen. Euer Einsatz hilft den Kinder auf der ganzen Welt“, sagte BDKJ-Bundespräses Pfarrer Mauritz, der den mehr als 100 Helfern in Hildesheim dankte. Auch der Präsident des Kindermissionswerks war beeindruckt und sprach angesichts der stimmungsvollen Eröffnung von einer „Sternstunde für die Sternsinger“.
Ganz bewegt zeigten sich auch die kleinen Könige selbst von der bundesweiten Eröffnungsfeier. „Viele Kinder können nicht einfach zur Pommesbude gehen, wenn sie Hunger haben, die suchen ihr Essen aus dem Müll, sie haben keine Toiletten und keinen Arzt. Man sammelt viel fleißiger, wenn man weiß, dass man so viel Gutes mit dem Geld machen kann“, sagte Anna Malik (11). Sie kam extra aus Lüneburg nach Hildesheim und fand das Programm „einfach toll“. Neben Gruppen aus rund 100 Pfarreien im Bistum Hildesheim reisten Sternsinger aus den Diözesen Hamburg, Augsburg und München-Freising zur Eröffnung an. Auch die Gruppe mit der weitesten Anfahrt, Sternsinger der Gemeinde St. Oswald im bayerischen Traunstein, war begeistert: „Die Heiligen Drei Könige haben sich damals auf einen weiten Weg gemacht. Das machen wir jetzt auch.“ Für sie ist jetzt schon klar: „Bei der nächsten Eröffnung 2009 in Hamburg sind wir wieder dabei.“
In den kommenden Wochen werden sich bundesweit wieder 500.000 Kinder am Dreikönigssingen beteiligen. Bei der zurückliegenden Jubiläumsaktion hatten die Sternsinger zum Jahresbeginn 2008 rund 39,7 Millionen Euro gesammelt. Gruppen in 11.886 Pfarrgemeinden, Schulen und Kindergärten beteiligten sich damals an der 50. Aktion. Fast 3.000 Projekte in Afrika, Lateinamerika, Asien, Ozeanien und Osteuropa können die Sternsinger jährlich unterstützen. Bundeskanzlerin Angela Merkel lädt traditionell Sternsinger-Abordnungen aus allen Diözesen zum Empfang am 5. Januar ins Bundeskanzleramt ein. Pünktlich zum Dreikönigsfest am 6. Januar sind Sternsinger im Schloss Bellevue bei Bundespräsident Horst Köhler zu Gast. Am 13. Januar bringen Sternsinger den Segen ins Europaparlament in Straßburg.