IPP München übernimmt Gutachter-Aufträge
Bistum Hildesheim lässt Umgang mit den Missbrauchsvorwürfen gegen Bischof Janssen und Priester Peter R. überprüfen
Das Bistum Hildesheim hat das Institut für Praxisforschung und Projektberatung (IPP) aus München mit der externen Aufarbeitung von zwei Fällen des Verdachts des sexuellen Missbrauchs beauftragt, die der Diözese gemeldet worden sind.
Dabei handelt es sich um den Vorwurf des sexuellen Missbrauchs gegen den verstorbenen Hildesheimer Bischof Heinrich Maria Janssen, außerdem um verschiedene Vorwürfe sexuellen Missbrauchs gegen den pensionierten Priester Peter R.
Die Mitarbeiter des IPP sollen klären, ob es neben den bekannten Missbrauchsvorwürfen weitere Hinweise auf sexuelle Übergriffe durch die beiden Geistlichen gibt. Darüber hinaus sollen sie bewerten, wie die Entscheidungsträger des Bistums mit den Fällen umgegangen sind und ob es ein institutionelles Versagen gegeben hat, das die mutmaßlichen Missbrauchstaten erleichtert und deren Verfolgung erschwert hat.
Weiterhin soll das IPP prüfen, ob die Prüfung und Zahlung der Leistung in Anerkennung des Leids an das mutmaßliche Opfer von Bischof Janssen nach den bestehenden Vorschriften der Deutschen Bischofskonferenz erfolgt ist.
Sollten sich im Rahmen der Untersuchung über die beiden Fälle hinaus weitere Hinweise auf Fälle sexualisierter Gewalt innerhalb des Bistums Hildesheim ergeben, wird geprüft, ob sie für die Bewertung der oben genannten Fragen relevant sind und in die Untersuchung mit aufgenommen werden sollen.
Zum Auftrag gehört auch die Klärung, welche Maßnahmen die Diözese zur Unterstützung Betroffener und zur Verhinderung weiterer sexueller Übergriffe bislang ergriffen hat und welche gegebenenfalls erforderlich sind, um ähnliche Fälle in der Zukunft zu verhindern.
Die Ergebnisse beider Untersuchungen werden voraussichtlich Mitte 2017 vorliegen. Das Bistum und das Institut für Praxisforschung und Projektberatung werden diese dann gemeinsam vorstellen und veröffentlichen.
„Transparenz in der Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch innerhalb der Kirche ist uns sehr wichtig. Deshalb ist es gut und richtig, die im Raum stehenden Vorwürfe von einer unabhängigen Institution möglichst umfassend beleuchten und würdigen zu lassen“, sagt der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle.
Das IPP hat Erfahrung in der Begutachtung von Missbrauchsfällen in kirchlichen Einrichtungen. Im vorigen Jahr ist ein Gutachten zu sexualisierter, psychischer und physischer Gewalt in Konvikt und Gymnasium des Benediktinerstifts Kremsmünster erschienen. Vor drei Jahren war das Institut in der Aufarbeitung von Gewalttaten im Internat der Benediktinerabtei Ettal tätig. Zurzeit laufen Studien im Heimbereich und zur Odenwaldschule.
Eine Projektbeschreibung des IPP zum Gutachten-Auftrag des Bistums Hildesheim finden Sie hier.