In Zukunft weniger Gläubige
Die Kirche „St. Bernward“ in Börßum wird entwidmet
Hildesheim/Börßum (bph) Die Kirche „St. Bernward“ in Börßum bei Wolfenbüttel wird profaniert und verliert damit ihre Funktion als Ort für katholische Gottesdienste. Das hat der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle entschieden. Domkapitular Adolf Pohner wird dort am Sonntag, 20. November 2011, um 15 Uhr den letzten Gottesdienst feiern. Danach wollen die Gläubigen das Allerheiligste, also die Hostien, in einer Prozession zur Pfarrkirche St. Peter und Paul tragen.
Die Kirche „St. Bernward“ in Börßum ist eine Filialkirche der Pfarrei „St. Petrus“ in Wolfenbüttel, zu der auch noch die Filialkirchen „Heilig Kreuz“ in Dorstadt, „St. Ansgar“ in Wolfenbüttel, „St. Joseph“ in Schöppenstedt und „St. Peter und Paul“ in Heinigen gehören.
Im südlichen Kreisgebiet von Wolfenbüttel fanden nach dem Zweiten Weltkrieg viele Vertriebene aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten eine neue Heimat. Mit viel Mut, Energie und unter großen persönlichen Opfern haben sie die Kirche St. Bernward gebaut, die 1960 eingeweiht werden konnte. Die Wandgestaltung, die farbigen Fenster und die feste Ausstattung entwarf der 1970 verstorbene renommierte Kölner Künstler Franz Pauli, der im Bistum Hildesheim für 14 Kirchen gearbeitet hat.
Bischof Norbert Trelle hat St. Bernward im September 2009 bei der „Einstufung der Pfarrkirchen und Filialkirchen im Bistum Hildesheim“ nach Anhörung des Priesterrates zur Schließung vorgesehen. Hintergrund war, dass die Bevölkerung in diesem Raum nach den verlässlichen Angaben der zuständigen Ämter bis zum Jahr 2025 um 14,8 Prozent sinken wird, entsprechend auch die Zahl der Katholiken. Von den etwa 550 Mitgliedern der Teilgemeinde St. Bernward in Börßum besuchten in den Jahren 1998 bis 2005 durchschnittlich nur fünf Prozent den Sonntagsgottesdienst. Die Zahl der Taufen und der Erstkommunionen in der Kirche St. Bernward in Börßum ist in den vergangenen 20 Jahren sehr zurückgegangen. Für die neue Pfarrgemeinde, die in den Jahren 2004 beziehungsweise 2006 aus den sechs bisherigen Pfarrgemeinden St. Petrus und St. Ansgar in Wolfenbüttel, St. Joseph in Schöppenstedt, St. Bernward in Börßum, St. Peter und Paul in Heiningen und Heilig Kreuz in Dorstadt entstanden ist, steht nach dem aktuellen Stellenplan in Zukunft nur noch ein Priester zur Verfügung, der dann sechs Kirchen zu betreuen hätte.
Ein weiterer Aspekt, wenn auch weniger wichtig, ist der bauliche Zustand des Gebäudes. Die Finanzmittel des Bistums für Bauten und Reparaturen reichen bei weitem nicht aus, um den Wert aller Immobilien zu erhalten und neue Investitionen damit zu finanzieren. Bei einer Untersuchung wurde für die Kirche St. Bernward ein Instandhaltungsrückstau von 134.500 Euro festgestellt.
Der Weg, den die Gläubigen von St. Bernward zum Gottesdienst zurückzulegen haben, wenn ihre Kirche nicht mehr besteht, beträgt zur Kirche St. Peter und Paul in Heiningen nur 3,5 Kilometer. Er ist nicht vergleichbar mit den langen Wegen, die von den Gläubigen in den ausgedehnten ländlichen Diasporagebieten des Bistums zu bewältigen sind.
Vor diesem Hintergrund haben daher der Kirchenvorstand und der Pfarrgemeinderat der Pfarrei St. Petrus in Wolfenbüttel und der Dekanatspastoralrat des Dekanates Braunschweig dem Vorschlag des Bischöflichen Generalvikariats zur Schließung der Kirche zugestimmt. Auch der Priesterrat des Bistums riet Bischof Norbert Trelle dazu.
Die Kirche „St. Bernward“ samt Grundstück ist Eigentum des Bischöflichen Stuhls. Über die weitere Verwendung von Grundstück und Gebäude nach der Profanierung laufen Gespräche, die noch nicht abgeschlossen sind. Die Kirche wird wahrscheinlich abgerissen.