Im Dialog mit dem Gegenüber
Bischof Norbert Trelle eröffnete den Aschermittwoch der Künstler mit Prof. Marion Lidolt
Hildesheim (bph) Mit zahlreichen Gästen hat der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle am Sonntagabend, 5. Februar, im Hildesheimer Roemer- und Pelizaeus-Museum den diesjährigen Aschermittwoch der Künstler mit Werken von Prof. Marion Lidolt eröffnet. Die Arbeiten der Hildesheimer Künstlerin sind unter dem Titel „Ich dachte, ich sei…“ bis zum 22. April zu sehen.
Es ist die Intimität, die verstört: Verfremdete Porträtfotos, die die Gesichter verzerren, fast entstellen. Es fällt schwer, den überlebensgroßen Augenpaaren standzuhalten. „Wir versuchen uns mit diesen Gesichtern zu identifizieren, mit ihren Wünschen und Hoffnungen, mit ihren dramatischen Lebensspuren oder banalen Alltagsgeschichten“, erklärt die Künstlerin. Da ist zum Beispiel der alte Mann, der seine Kindheit noch sichtbar in sich trägt. Im Gesicht eines jungen Mädchens dagegen zeigen sich schon Spuren der noch ungelebten Zukunft.
Marion Lidolts verfremdete Porträts laden dazu ein, in den Gesichtern zu lesen. Das betonte auch Bischof Norbert Trelle bei seinem Grußwort zur Eröffnung der Ausstellung. Oft sei man gerade von den Gesichtern fremder Menschen fasziniert. Dabei geht es nach Trelles Worten nicht nur um ästhetische Kategorisierungen, denn „es sind keineswegs immer die schönen Gesichter, die uns ansprechen, sondern vielmehr die, die etwas aussagen, die eine spannende Lebensgeschichte, großes Glück, oder auch leidvolle Erfahrungen widerspiegeln.“ Der Mensch neigt dazu, das Gesehene in Beziehung zu sich selbst, zu seinen eigenen Erinnerungen, Ängsten oder Hoffnungen zu setzen, so der Bischof weiter. Wer auf diese Weise in seinem Gegenüber liest, wer sich ihm selbst öffnet, der kann nach Trelles Worten etwas ahnen vom Dialog zwischen Gott und dem Menschen, „der nur dann zustande kommt, wenn der Mensch auf die Öffnung Gottes reagiert, sich darauf einlässt.“
Musikalisch untermalt wurde die Ausstellungseröffnung von Nils Nordmann, der mit seinen sphärischen Klängen ein interessantes musikalisches Gegenüber zu Lidolts Werk schuf.
Marion Lidolt wurde 1963 in Hof geboren und studierte ab 1985 Grafik-Design an der Fachhochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen. Nach dem Diplom 1994 ergänzte sie ihre Ausbildung durch ein Studium der Freien Kunst an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig, das sie 1994 mit einem Diplom in Freie Kunst abschloss. Seit 2002 hat die Künstlerin eine Professur für Gestaltungslehre und Experimentelles Gestalten an der HAWK, Fakultät Gestaltung. Marion Lidolt lebt in Sellenstedt.
Im Rahmen des Aschermittwoch der Künstler liest am Aschermittwoch, 22. Februar, Andreas Maier um 20 Uhr in der Hildesheimer Dombibliothek aus seinen Werken. Kuratoren des Aschermittwochs der Künstler sind Prof. Dr. Michael Brandt, Direktor des Dom-Museums und Prof. Gerd Winner von der Akademie der Künste in München.
Information:
Aschermittwoch der Künstler 2012: Prof. Marion Lidolt „Ich dachte, ich sei…“,
Roemer- und Pelizaeus-Museum, Am Steine 1-2, 31134 Hildesheim,
7. Februar bis 22. April 2012, Dienstag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr,
Literaturabend am Aschermittwoch, 22. Februar, 20 Uhr,
Dombibliothek, Domhof 30, 31134 Hildesheim