Im Dialog den richtigen Weg suchen
Dialogprozess vorläufig abgeschlossen – Gespräch soll fortgesetzt werden
Mit einer deutlichen Empfehlung ist am Freitagabend der Dialogprozess im Bistum Hildesheim vorläufig zu Ende gegangen: „Wir wollen das Gespräch fortsetzen“, erklärten übereinstimmend Vertreter des Diözesan- und des Priesterrates beim abschließenden Dialogtag in der Jugendbildungsstätte Wohldenberg.
Bischof Norbert Trelle hatte erstmals im Oktober 2011 die Vertreter des Diözesan- und des Priesterrates zusammen mit der Bistumsleitung zu einem Dialogtag eingeladen. Auslöser waren zahlreiche Skandale, die die Glaubwürdigkeit der katholischen Kirche bundesweit erschüttert hatten. Aus dem ersten Dialogtag entwickelte sich ein auf vier Jahre angesetzter Prozess, der auch zu wiederholten Besuchen von Bischof Trelle und weiteren Mitgliedern der Bistumsleitung in den 17 Dekanaten des Bistums führte. In mehreren Gemeinden und einzelnen Dekanaten wurde zudem das Gespräch über den eigenen Kirchturm hinaus gesucht: zum Beispiel mit der Ortspolitik, mit Schulen und sozialen Einrichtungen.
Nun galt es, ein Fazit zu ziehen und über ein Fortsetzen des Prozesses unter anderen Vorzeichen zu beraten. „Wichtig ist, dass wird den Dialog weiter mit denen suchen, die nicht jeden Sonntag bei uns anzutreffen sind“, betont der Hildesheimer Dechant Wolfgang Voges, einer der beiden Moderatoren des Priesterrates. Die Frage, wie die Kirche künftig in der Nachbarschaft präsent sein kann, sei eine der grundlegenden Herausforderungen, nicht nur im Bistum Hildesheim. „Wir wollen und müssen uns öffnen und an die Ränder der Gesellschaft gehen“, beschreibt Voges eine der zentralen Erfahrungen im Dialogprozess.
Auf eine zweite Erkenntnis verweist die Vorsitzende des Diözesanrates der Katholiken, Elisabeth Eicke: „Dialog verbindet.“ Sowohl in der großen Fläche des Bistums als auch zwischen Gläubigen, Priestern und der Bistumsleitung sei großes Vertrauen aufgebaut worden. „Wir haben konkret erlebt, wie wichtig es ist hinzuhören: Wir haben uns und der Welt etwas zu sagen, aber auch die Welt hat uns vieles zu sagen“, meint Eicke. Dialogische Kirche bedeute, diesen Austausch fortzuführen und so kraftvoll die Zukunft des Bistums zu gestalten. „Ich wünsche mir, dass wir die Richtungen pastoralen Handelns künftig miteinander vereinbaren können“, stellt die Vorsitzende des Diözesanrates heraus. Es gehe dabei nicht um Mehrheitsentscheidungen, sondern „um einen geistlichen Prozess, bei dem wir gemeinsam im Dialog nach dem richtigen Weg suchen.“
Das gewachsene Vertrauen ist auch für Bischof Norbert Trelle eine der wesentlichen Errungenschaften des Dialogprozesses: „Selbst bei den Differenzen, wir haben nicht nur Wohlfühlatmosphäre produziert“, erläutert Trelle. Auf den Dialogtagen wie auch bei den vielen Veranstaltungen in den Dekanaten sei der Weg in die Zukunft des Bistums gebahnt worden. „Ich baue darauf, dass dieses Empfinden einer gemeinsamen Verantwortung in unserer Diözese weiter Bestand hat“, hofft der Bischof. Beeindruckt habe ihn, mit welcher Verlässlichkeit, die Teilnehmer den Prozess über Jahre mitgestaltet haben: „Das ist Treue zu einer Aufgabe, die nicht leicht war.“
Nun heiße es nachzudenken: „Wie können wir die Erfahrungen der letzten Jahre in der Zukunft fortschreiben“, skizziert Trelle eine anstehende zentrale Frage. Welche Formen des Gesprächs und des Beratens gibt es, „die Lösungen für die Herausforderungen bieten, vor denen wir stehen“. Dabei dürfe der Dialog nicht auf die Grenzen der Kirche beschränkt bleiben: „Wir dürfen nicht auf uns selbst bezogen bleiben, sondern müssen den Blick weiten“, betont Trelle.
Auch Generalvikar Werner Schreer sagt zu, die Ergebnisse des abschließenden Dialogtages sorgfältig zur Kenntnis zu nehmen: „Ich stehe dafür ein, dass sie nicht verloren gehen.“ Die von ihm geleitete Planungsgruppe für den Dialogprozess werde die Ergebnisse auswerten und die notwendigen Konsequenzen beraten.