Hoffnung und Zukunft
Bischof Norbert Trelle fordert an Weihnachten eine neue Wertschätzung für Kinder
Hildesheim (bph) Tief schockiert zeigt sich der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle in seiner Weihnachtspredigt über den Amoklauf in einer US-amerikanischen Schule vor wenigen Tagen. Kinder müssten wieder mehr als „Hoffnung und Zukunft“ gesehen werden, forderte der Bischof in der heutigen Christnacht, 24. Dezember, in der Hildesheimer Basilika St. Godehard. Trelle wünscht sich ein Umdenken in der Gesellschaft. Schließlich sei auch Gott als Kind in die Welt gekommen.
Deutschland hat weltweit eine der niedrigsten Geburtenraten. Vor wenigen Tagen erst veröffentlichte das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung eine Untersuchung, wonach in Deutschland nicht einmal die Hälfte der Menschen glaubt, Kinder bedeuteten Lebensglück. Vielen Menschen passen Kinder offenbar nicht in ihre Lebensplanung.
Auch wenn Bischof Trelle anerkennt, dass Elternschaft und Beruf besser miteinander vereinbar werden müssen, so sieht er das Problem doch tiefer: „Die Zahlen zur Geburtenentwicklung benennen ja beileibe nicht nur auf nüchtern statistische Weise eine demographische Entwicklung, sondern offenbaren auch einen Prozess religiöser Verarmung, wenn nicht gar Verwahrlosung“, beklagt der Bischof. Das säkulare Umfeld produziere „eine zunehmende Tendenz zum sozialen Autismus, einer Lebenshaltung, die krankhaft nur noch sich selbst sucht und reflektiert. Das Kind wird dann zum Störfaktor der individuellen Lebensplanung, es kann dann eigentlich nur noch hinderlich sein.“
Natürlich sei es wichtig, sein Leben und den Beruf zu planen, so Trelle weiter. Eine neue Weite, einen neuen Horizont eröffne aber gerade das nicht Planbare, das nicht Festzulegende. „Das Geplante und Berechnete, das Festgelegte und Erwartete kann leicht zur Erstarrung des Lebens führen“, befürchtet der Bischof. Das unerwartet und ungeplant Geschenkte hingegen fordere heraus aus Gewohntem und eröffne neue, ungeahnte Räume.
Ebenso ungeplant sei Gott an Weihnachten in das Leben der Menschen gekommen: „Damit tritt er zwischen alle unsere Planungen und Festlegungen und stellt all das in Frage, was wir von Gott und den Menschen zu wissen glauben. Weihnachten wird zum erstaunlichsten Fest aller Feste, weil es so sehr gegen alle menschlichen Festlegungen sich wehrt.“ Gott kommt als Kind! Er wird zum Menschen, ohnmächtig und mit einer begrenzten Lebenszeit. Damit ist Gott nach Trelles Worten kein blutleerer, abstrakter Gedanke, sondern so konkret wie ein kleines Kind. „Gott ist zu finden dort, wo es alltäglich zugeht“.