Hinhören!

Bistum Hildesheim startet einen Dialog-Prozess

Hildesheim (bph) Mit einem „Jahr des Hinhörens“ 2012 wird das Bistum Hildesheim seinen Dialog-Prozess starten, den die deutschen Bischöfe nach dem Missbrauchsskandal vereinbart hatten. Ein Jahr lang will man mit Menschen innerhalb und außerhalb der Kirche über ihre Erwartungen und Vorstellungen sprechen und dann das weitere Vorgehen beraten. Das hat eine Arbeitsgruppe mit rund 60 Personen aus verschiedenen Gremien des Bistums bei einer Klausurtagung am Montag, 3. Oktober, im Bernwardhof in Hildesheim-Himmelsthür beschlossen.

Rund 60 Mitglieder des Priesterrates der Diözese, des Diözesanrates – der höchsten Vertretung des Laien – und der Hauptabteilungsleiterkonferenz des Bistums waren der Einladung von Bischof Norbert Trelle zu einem „Dialog-Tag“ gefolgt, um über mögliche Themen und die Gestaltung des bevorstehenden Dialog-Prozesses zu beraten. Damit wollte Trelle nach eigenen Worten einen Impuls setzen um „die aktuellen Herausforderungen für das Bistum“ heraus zu arbeiten. Dies müsse im Dreischritt des „Hinhören – Mitteilen – Wahrnehmen“ geschehen, wünschte sich Elisabeth Eicke, Vorsitzende des Diözesanrats.

In Arbeitsgruppen entwickelten die Mitglieder des Gremiums verschiedene Themenideen und Vorschläge zur organisatorischen Gestaltung des Prozesses. Das Problem der „Weitergabe des Glaubens“ an die nächste Generation wurde unter anderem als mögliches Thema für weitere Beratungen genannt, aber auch die zeitgerechte Gestaltung der Liturgie und das Rollenverständnis der Priester und Gläubigen. Einig war sich die Gruppe darüber, dass es sinnlos sei, zu lange über die „heißen Eisen“ wie den Zölibat oder die Priesterweihe von Frauen zu diskutieren, da diese Fragen letztlich nicht in Hildesheim entschieden werden. Dennoch sollen auch diese Themen im Laufe des Dialog-Prozesses in angemessener Weise behandelt werden.

Schnell wurde beim Dialog-Tag klar, dass man das kommende Jahr zunächst nutzen will, um mit Menschen ins Gespräch zu kommen und deren Meinungen über das Bistum und die katholische Kirche zu erfragen. Eine Steuerungsgruppe soll dafür konkrete Vorschläge erarbeiten. Dieser Gruppe werden neben Generalvikar Dr. Werner Schreer, der Vorsitzenden des Diözesanrats Elisabeth Eicke, dem Hildesheimer Dechanten Wolfgang Voges als Sprecher des Priesterrates und Domkapitular Adolf Pohner als Leiter der Hauptabteilung Seelsorge im Bischöflichen Generalvikariat auch die beiden Moderatoren Stefan Tschiersch und Matthias Kaune sowie Dr. Jürgen Marcus, Leiter des Diözesan-Caritasverbandes und ein Jugendlicher angehören, den der Diözesanjugendseelsorger Martin Wilk vorschlagen soll. Ins Gespräch kam unter anderem, eine eigene Homepage zu entwickeln und Gesprächsprozesse in den Gemeinden, aber auch mit nicht-kirchlichen gesellschaftlichen Gruppen zu initiieren. In etwa einem Jahr wollen sich die Mitglieder des Dialog-Tages wieder treffen, die Ergebnisse der bisherigen Gesprächsprozesse analysieren und über das weitere Vorgehen beraten.

Nach dem Willen der Deutschen Bischofskonferenz soll der Dialog-Prozess 2015 abgeschlossen sein. Da in jenem Jahr in Hildesheim auch das 1.200jährige Bistumsjubiläum ansteht, muss der Dialog-Prozess hier eng mit den Vorbereitungen zu diesem Jubiläum verknüpft werden. Außerdem wird es Verbindungen mit dem Prozess „Lokale Kirchenentwicklung“ geben, den das Bistum im vergangenen Jahr angestoßen hat, um die Pfarrgemeinden vor Ort besser zu profilieren.

Hintergrund des Dialog-Prozesses ist der Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Dr. Robert Zollitsch, hatte daher 2010 angeregt, in den einzelnen deutschen Diözesen einen verstärkten Dialog mit den Menschen zu beginnen, der 2015 abgeschlossen sein soll. Die Ausgestaltung dieses Prozesses ist den Diözesen selbst überlassen. Deutschlandweit gestartet wurde dieser Gesprächsprozess am 8./9. Juli in Mannheim mit der Veranstaltung „Im Heute glauben“. Der Katholikentag 2012 dort und der Eucharistische Kongress 2013 in Köln werden ebenfalls in diesen Prozess mit einbezogen.

Film-Interview mit Generalvikar Dr. Werner Schreer