Hildesheimer Gewänder sind Stars
Schweizer Abegg-Stiftung zeigt mittelalterliche Textilien
Aufwändig restaurierte und konservierte mittelalterliche Textilien aus Hildesheim und Braunschweig sind die Glanzstücke der Ausstellung „Hülle und Zier. Mittelalterliche Textilien im Reliquienkult“, die noch bis zum 9. November in der Abegg-Stiftung im schweizerischen Riggisberg bei Bern gezeigt wird.
Zu den Höhepunkten der Schau zählen die Grabgewänder des heiligen Bischofs Godehard, der im Jahr 1038 gestorben ist und im Jahr 1131 heiliggesprochen wurde. Des Weiteren ist eine Kasel - ein Messgewand - des prägendsten Hildesheimer Bistumspatrons zu sehen, des heiligen Bischofs Bernward. Darüber hinaus werden im Besitz der Abegg-Stiftung befindliche Textilien aus dem Welfen-Schatz des Hauses Braunschweig-Lüneburg ausgestellt.
Die Gewänder und Stoffe aus dem Schrein des heiligen Godehard wurden im Zuge einer konservatorischen Schreinöffnung im Jahre 2009 geborgen. Seitdem wurden sie höchst aufwändig und fachkundig in der Abeggstiftung restauriert. Das Institut im etwa 20 Kilometer von Bern entfernten Riggisberg widmet sich der Sammlung, Erforschung und Restaurierung seltener und kostbarer textiler Schätze. Die zum Teil durch die Zeit und heute veraltete Konservierungsmethoden massiv in Mitleidenschaft gezogenen Stoffe wurden mit viel Geduld und Geschick restauriert und für künftige Generationen haltbar gemacht.
Neben den Gewändern, in denen Godehard bestattet worden war, fanden sich im Schrein ein kostbares, großformatig gemustertes Seidengewebe mit imposanten zweiköpfigen Pfauen, nahezu vollkommen erhaltene weiße Leinengewebe, die einst als Altartücher im Hildesheimer Dom gedient haben müssen, sowie ein 2,50 mal 1,25 Meter großer, komplett erhaltener farbiger Hüllstoff, der ebenfalls mit Vögeln geschmückt ist. Die Kasel des heiligen Bernward gehört zu den kostbarsten Gewändern des 11. Jahrhunderts.
Die Ausstellung spürt der Bedeutung von Reliquien für die Menschen des Mittelalters nach. Als Reliquien galten und gelten demnach nicht nur die sterblichen Überreste der Heiligen, wie etwa Knochen, Haare und Zähne. Alles, was im Laufe der Zeit mit Reliquien in Berührung kommt, wird selbst zur Reliquie: die Bestattungsgewänder, Stoffhüllen, Schreinauskleidungen, selbst Stoffpartikel, Staub und Erde aus einem Schrein werden zu sogenannten Sekundärreliquien.
Die Godehard-Gewänder und die Textilien aus dem Welfenschatz sind erstmals öffentlich zu sehen. Die Ausstellung ist täglich von 14 bis 17.30 Uhr geöffnet. Sonntags finden in der Regel öffentliche Führungen statt. Gruppen können sich für gesonderte Führungen anmelden. Informationen zur Ausstellung gibt es unter Telefon 0041-(0)31-8081201 und auf der Internetseite der Abegg-Stiftung.