Herde ohne Hirte

Ausstellung im Dom-Museum Hildesheim beleuchtet die Geschichte bischofsloser Zeiten

Hildesheim (bph) Ausstellungsstücke rund um Bischofswechsel im Bistum Hildesheim sind unter dem Titel "Verwaist steht unsere Kirche ohne Hirten da" ab 2. Oktober im Dom-Museum Hildesheim zu sehen. Die Exponate zeigen, wie bischofslose Zeiten das Bistum Hildesheim, das zur Zeit ebenfalls keinen Bischof hat, durch die Jahrhunderte prägte.

Nicht immer in der mehr als 1000jährigen Geschichte des Bistums folgte ein Bischof nahtlos auf den anderen. Viel häufiger kam es zu mehr oder weniger langen Zeiten der "Sedisvakanz" (lat. Sede vacante - leerer Stuhl): Übergangszeiten, in denen ein Bischof gesucht und gewählt wurde. Oft entbrannte ein heftiger Streit über den neuen Bischof, denn in Zeiten des Fürstbistums war der bischöfliche Stuhl mit erheblicher politischer und wirtschaftlicher Macht ausgestattet.

Die neue Ausstellung im Dom-Museum vermittelt sehr anschaulich die rechtlichen Rahmenbedingungen der Bischofswechsel im Bistum. Schautafeln machen deutlich, dass sich das Verfahren der Bischofswahl mehrfach verändert hat bis hin zur Neuzeit, in der das Vorgehen bei der Bischofssuche durch Konkordate zwischen dem Heiligen Stuhl und einzelnen Ländern rechtlich abgesichert wurde.

Eine wichtige Rolle bei der Bischofswahl kommt dem Domkapitel zu – der Gemeinschaft der Domkapitulare im Bistum. In Zeiten der Sedisvakanz fielen die bischöflichen Rechte und Befugnisse an das Domkapitel, das damit auch die Möglichkeit erhielt, Münzen prägen zu lassen. Aus dem 18. Jahrhundert sind Sonderprägungen erhalten, die aus Anlass einer Sedisvakanz entstanden sind. Diese Münzen sind ebenso zu sehen wie das Brustkreuz des Hildesheimer Domdechanten, das 1739 von Fürstbischof Clemens August von Bayern gestiftet wurde sowie vier Jurisdiktionsstäbe aus Silber. Sie waren das Zeichen der einstigen Gerichtsbarkeit des Domkapitels.

Entstanden ist diese Ausstellung in Zusammenarbeit mit dem Bistumsarchiv Hildesheim, das wertvolle Schriften beisteuerte. Auch Stücke aus der Niedersächsischen Landesbibliothek sowie Gemälde und Gold- und Silberschmiedearbeiten aus dem Besitz des Dom-Museums, der bischöflichen Kurie und der Stadt Hildesheim werden gezeigt. Einige der Exponate sind zum ersten Mal zu sehen.

Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen, der in drei Übersichtsbeiträgen die Bischofsvakanzen im Bistum Hildesheim im Mittelalter beziehungsweise während der frühen Neuzeit behandelt. Auch das aktuelle Verfahren der Bischofssuche und –wahl wird ausführlich dargestellt.

Ausstellung:
"Verwaist steht unsere Kirche ohne Hirten da" Sedisvakanz-Zeiten im Bistum-Hildesheim

Laufzeit: 2. Oktober bis 27. Februar 2005
Dom-Museum Hildesheim
Domhof 4
31134 Hildesheim
Tel: (05121) 17916-40
Fax: (05121) 17916-44
E-Mail: dommuseum(ät)bistum-hildesheim.de
Internet: www.dommuseum-hildesheim.de

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Samstag 10 bis 13, 13.30 bis 17 Uhr
Sonn- und Feiertags 12 bis 17 Uhr
Heiligabend, 1. Weihnachtstag, Silvester, Neujahr, Karfreitag geschlossen

Eintritt:
Erwachsene 3,50 Euro
Schüler 2,50 Euro
Familienkarte 8,00 Euro

Schulklassen und Schülergruppen aus Stadt und Landkreis Hildesheim sowie Kommunionkinder- und Messdienergruppen haben freien Eintritt!

Öffentliche Führung: Sonntags 15 Uhr, sonstige Führungen nach Voranmeldung

Katalog
Michael Brandt/Thomas Scharf-Wrede (Hrsg.):
"Verwaist steht unsere Kirche ohne Hirten da" – Sedisvakanz-Zeiten im Bistum Hildesheim;
Kooperation bernward.Medien und Schnell + Steiner, Hildesheim 2004,
kartoniert, 144 Seiten, Abbildungen
ISBN 3-7954-1724-4,
12,90 Euro