Heller, fröhlicher, feierlicher

In Karlsruhe wurden die neuen Glocken für den Hildesheimer Dom gegossen

Der Hildesheimer Dom hat sechs neue Glocken. Pünktlich um elf Uhr am Samstag haben die Mitarbeiter der Glockengießerei Bachert in Karlsruhe damit begonnen, die auf 1.100 Grad erhitzte Glockenbronze in die entsprechenden Formen zu gießen.

 

Etwa hundert Besucher aus dem Bistum Hildesheim stimmen gemeinsam mit Weihbischof em. Hans-Georg Koitz ein in das Lied „Lobet den Herren“. Sie sind mit zwei Bussen angereist, um den historischen Moment in Karlsruhe zu erleben. Der dunkle Raum ist erhellt von einer Flamme, die über dem Schmelzofen lodert. Die Luft ist heiß und stickig. Ein Mitarbeiter, geschützt mit einem silbernen Spezialanzug, armlangen Handschuhen und dunkler Brille schlägt einen Zapfen in den Ofen. Ein glühender, lavafarbener Bronzefluss ergießt sich aus der Öffnung durch ein System von gemauerten Rinnen bis hin zu den Eingangslöchern der sechs Glockenformen, die in der Erde vergraben sind. Das eigentlich Spannende geschieht jetzt unterirdisch: Die sechs Lehmformen füllen sich brodelnd mit flüssigem Metall.

„Ob unsere Arbeit wirklich gelungen ist, das erfahren wir erst in drei Wochen“, erklärt der Chef der Gießerei, Albert Bachert. Für ihn ist das eine spannende Zeit. Denn: “Glocken für den Hildesheimer Dom zu gießen, das ist für uns eine besondere Herausforderung“, sagt der Glockengießer.

Viele der Besucher aus dem Bistum Hildesheim sind sichtlich ergriffen: “Ich bin seit 20 Jahren Dompfarrer in Hildesheim“, sagt Domkapitular Wolfgang Osthaus. „Die Zeit endet für mich im kommenden Jahr. Der heutige Tag geht mir sehr nahe, es ist für mich ein krönender Abschluss.“ Godehard Höweling aus Hildesheim sagt: “Ich bin dankbar, dass ich bei diesem historischen Moment dabei sein darf. Diese Glocken werden noch in 500 Jahren über Hildesheim erklingen.“ Auch Weihbischof em. Koitz ist begeistert: “Ich freue mich schon jetzt auf den neuen Glockenklang unseres Domes. Beim Guss dabei gewesen zu sein, war für mich ein feierlicher Moment – aber auch spannender als jedes Fußballspiel unserer Nationalmannschaft.“

Die neuen Glocken vervollständigen das bisherige Geläut des Hildesheimer Doms. Das bot mit seinen teilweise noch kriegsgeschädigten sechs Glocken, von denen die älteste aus dem Jahr 1765 stammt, eine eher dunkle Klangfarbe. „Die neuen Glocken sollen dagegen mit ihrem hellen Klang eine fröhlichere, aber auch feierlichere Stimmung verbreiten“, sagt Dommusikdirektor Thomas Viezens. Denn mit seinen neuen Glocken bietet der Dom von der tiefen Bassglocke bis zur hohen Sopranglocke künftig ein Klangspektrum, das sicher nicht nur die Gottesdienstbesucher begeistern wird. „Wir können künftig ganz spezielle Klangmotive erzeugen“, freut sich Viezens. „Weihnachten werden die Glocken anders klingen als in der österlichen Bußzeit.“

Die sechs neuen Domglocken tragen die Namen von Glaubenszeugen, die im Bistum Hildesheim besonders verehrt werden: Martin von Tours, Bischof Altfrid, Hedwig von Schlesien, Oliver Plunkett, Niels Stensen und Edith Stein. Erstmals werden sich die Hildesheimer bei der Wiedereröffnung des Doms am 15. August 2014 vom neuen, hellen Glockenklang überzeugen können. Gemeinsam werden dann alle zwölf Glocken immer nur bei besonders feierlichen Anlässen zu hören sein: Bei großen Bischofsgottesdiensten, an Hochfesten, aber auch wenn ein neuer Bischof oder ein Papst gewählt wird. Finanziert werden die neuen Glocken ausschließlich durch Spenden.