Heiße Eisen anfassen
Bischof em. Dr. Josef Homeyer sprach vor Bischöfen zum deutsch-polnischen Briefwechsel von 1965
Hildesheim/Fulda (bph) Die „Sprengkraft der Versöhnung“ habe längst Vorurteile zwischen Deutschen und Polen aufgebrochen. Doch die Botschaft der Versöhnung müsse weiter gegeben werden sagte Dr. Josef Homeyer, emeritierter Bischof von Hildesheim, am Mittwochmorgen vor der Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Fulda. Homeyer sprach beim Festakt zum 40. Jahrestag des Briefwechsels der polnischen und deutschen Bischöfe von 1965.
Sehr anschaulich beschrieb Homeyer in Fulda die Vorgeschichte und Hintergründe jenes Briefes, den die polnischen Bischöfe am 18. November 1965 an die deutschen Bischöfe schickten. „Wir vergeben und bitten um Vergebung“ schrieben die polnischen Bischöfe damals im Blick auf die deutschen Verbrechen in Polen, aber auch die Vertreibung der Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Antwort der deutschen Bischöfe enttäuschte manchen auf der Gegenseite, sagte Homeyer, der einer der letzten Zeitzeugen des Briefwechsels ist und in den 70er und 80er Jahren als Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz den Prozess der Annäherung selbst mit voran trieb. Die polnischen Bischöfe hatten auf eine ausdrückliche Anerkennung der Oder-Neiße-Grenze gehofft. Genau dies aber musste die deutsche Seite mit Rücksicht auf die Vertriebenen vermeiden.
Dennoch war dieser historische Briefwechsel nach Homeyers Eindruck der Beginn eines Versöhnungsprozesses, der sich trotz mancher zwischenzeitlichen Irritation bis heute bewährt hat, aber noch andauert. Denn auch heute noch gebe es „heiße Eisen“ zwischen beiden Seiten, sagte Homeyer. So seien viele Polen besorgt über die deutsch-russische Freundschaft und fühlten sich von den Deutschen kulturell nicht ernst genommen. Auf deutscher Seite wiederum sei kaum zu verstehen, warum Polen sich so schwer tun „ihren Anteil bei der von den Siegermächten beschlossenen Vertreibung der Deutschen aus Polen einzugestehen“, so Homeyer wörtlich. Auch der polnische Widerstand gegen ein „Zentrum gegen Vertreibungen“ sei für viele nur schwer zu verstehen.