Heilige für unsere Zeit
Weihbischof Nikolaus Schwerdtfeger weiht bei der Josefswallfahrt in Renshausen den neuen Kreuzweg ein und schlägt eine Brücke zum neuen Papst
Wenn am Dienstag auf dem Petersplatz die Menschen Papst Franziskus zujubeln, werden auch in Renshausen Gläubige draußen vor der Kirche stehen und Gott um seinen Segen für den neuen Papst bitten. Sie werden zum ersten Mal gemeinsam den neuen Kreuzweg beten, den Weihbischof Nikolaus Schwerdtfeger am Sonntag eingeweiht hat.
Der Gottesdienst bildete den Startschuss zur Wallfahrtssaison im Untereichsfeld. Hier hat sich eine lebendige Tradition von Wallfahrten erhalten, die die Katholiken aus der Region regelmäßig zusammenführt und Pilger vom Harz bis zur Nordsee anzieht. Zum 290. Mal pilgern die Gläubigen in diesem Jahr zum Gnadenbild des Heiligen Josef nach Renshausen. Josef, „der Jesus wie ein Vater großgezogen hat“, sei ein Heiliger für unsere Zeit, findet Bernhard Richter vom Kirchenvorstand der Gemeinde: „Er hat viel mit dem Leben heutiger Familienväter zu tun.“ Weihbischof Schwerdtfeger zeigte in seiner Predigt, dass die beiden sehr bodenständigen Heiligen Josef und Franziskus eine Menge gemeinsam haben: „Beide haben einfach gelebt, waren verbunden mit den Menschen und verwurzelt in Gott.“
Schwerdtfeger erinnerte daran, dass der Heilige Franziskus, nach dem sich erstmals ein Papst benannt hat, nicht nur ein Kirchenreformer war, sondern auch ein Mann von einer tiefen Frömmigkeit. Gegen Ende seines Lebens trug er die Spuren der Kreuzigung, wie Jesus sie trug, auch an seinem eigenen Körper. Daraus könne man ablesen, schlussfolgerte Schwerdtfeger: „Der Weg zu Reformen in der Kirche führt über den Kreuzweg.“
„Jede Wallfahrtskirche braucht einen Kreuzweg“, ist Monsignore Heinz Peter Miebach, Pastor in Renshausen, überzeugt. Als die Gemeinde herausfand, dass der Kreuzweg der profanierten Herz-Jesu-Kirche in Katlenburg ungenutzt eingelagert wurde, ergriff sie die Gelegenheit. Für die Reliefs aus gebranntem Ton, die früher im Kircheninneren hingen, wurden Gehäuse gegossen, damit sie im Freien wetterfest stehen können. Die Männer der örtlichen Kolpingfamilie legten ehrenamtlich Hand an, viele lokale Unternehmen stellten nur die Materialkosten in Rechnung. Um die Kreuzwegstation mit der Pieta, der Madonna mit ihrem toten Sohn im Schoß, entstand eine kleine Kapelle. „Die Wallfahrer kommen mit ihren Sorgen und Nöten hierher“, weiß Monsignore Miebach. Eine Pieta, bei der sie sich diese Sorgen von der Seele beten können, habe ihnen bisher gefehlt.
Renshausen hat ein direkte Verbindung nach Hildesheim, erklärt Bernhard Richter: Bischof Bernward, der Erbauer der Michaeliskirche, hat das Gut von seiner Mutter geerbt. Er schenkte es dem Michaeliskloster, das er zu seiner Grabstätte ausgewählt hatte. Im alten Pfarrhaus ist noch der Stuhl zu sehen, auf dem der Abt des Klosters bei seinen Besuchen thronte. Aber nicht nur aus Hildesheim kamen Gäste, sondern auch aus der katholischen Gemeinde in Peine-Vöhrum, die mit dem Heiligen Josef den gleichen Namenspatron hat.
„Ich komme gebürtig aus Schlesien“, sagt Hubert Klinke aus Vöhrum. „Dort waren bei den Wallfahrten ganze Dörfer auf den Beinen, das waren richtige Volksfeste.“ Er möchte gerne die Tradition lebendig halten, nach den Gottesdiensten nicht einfach seiner Wege zu gehen, sondern gemeinsame Erlebnisse zu schaffen und Beziehungen zu pflegen. Bernhard Richter ergänzt: „Es ist wichtig, den Glauben mit dem Verstand zu begründen. Aber wir brauchen auch etwas, was an die Emotionen rührt.“