Haushalt: Einnahmen steigen, Risiken auch

Kirchensteuerrat beschließt Haushalt 2016 für das Bistum Hildesheim / Blick ins Jahr 2050

Der Diözesankirchensteuerrat hat den Haushaltsplan des Bistums für 2016 genehmigt. Er sieht Einnahmen und Ausgaben in Höhe von gut 197 Millionen Euro vor und liegt damit in der Planhöhe fast auf Vorjahresniveau (-0,4 Millionen). Für das laufende Jahr rechnet das Bistum Hildesheim mit einem Anstieg der Kirchensteuern von drei Prozent.

 

Trotz sprudelnder Einnahmen und wachsender Rücklagen betrachtet Finanzdirektor Helmut Müller die Finanzlage des Bistums als angespannt. Die Allgemeine Rücklage, das ist der frei verfügbare Teil des Eigenkapitals, war zum Jahresende 2014 auf vier Millionen Euro abgeschmolzen. „Damit lassen sich kurzfristige Schwankungen von Einnahmen und Ausgaben nicht mehr bewerkstelligen“, erklärte Müller.

Sorgen bereiten dem Finanzdirektor darüber hinaus Versorgungszusagen für Priester, kirchliche Beamte und andere kirchliche Berufsgruppen. Angesichts niedriger Zinsen tun sich sowohl direkt beim Bistum als auch bei mehreren Versorgungskassen, für die die Diözese Garantien übernommen hat, enorme Lücken auf. Das Gesamtrisiko wird auf mehr als 200 Millionen Euro geschätzt. Müller: „Wir sind nicht ansatzweise in der Lage, solche Risiken abzudecken und könnten sie im Ernstfall nur über eine Kreditaufnahme finanzieren.“ Für die kommenden Jahre rechnet Müller mit weiter steigenden Einnahmen. Die aktuell gute Lage müsse zur Stärkung des Eigenkapitals und zu Absicherung der Risiken genutzt werden. Das Eigenkapital des Bistums Hildesheim sei das schlechteste aller westdeutschen Bistümer. „Für zusätzliche Ausgaben sehe ich keinen Spielraum“, erklärte der Finanzdirektor.

Im Mittelpunkt der Sitzung des Kirchensteuerrates stand ein Referat von Professor Dr. Bernd Raffelhüschen. Er hat an der Universität Freiburg eine Projektion über die Entwicklung des Kirchensteueraufkommens und der Katholikenzahl im Bistum Hildesheim erarbeitet. Der Wissenschaftler rechnet damit, dass das inflationsbereinigte Kirchensteueraufkommen bis 2050 auf 123 Millionen Euro absinken wird, das sind knapp 18 Prozent weniger als heute. Die Zahl der Katholiken dürfte bis 2050 auf rund 360.000 zurückgehen, das entspricht einem Minus von 41 Prozent. Raffelhüschen hat für seine Untersuchung die Entwicklungen der vergangenen Jahre in die Zukunft fortgeschrieben.

Neben demografischen Faktoren (weniger Geburten und Taufen als Sterbefälle) ist der angenommene Rückgang der Katholikenzahl vor allem auf Kirchenaustritte zurückzuführen. „Die Kirche spielt im Alltag der vieler Menschen keine Rolle“, erklärte Raffelhüschen.

Weihbischof Heinz-Günter Bongartz, der als stellvertretender Generalvikar die Sitzung leitete, sagte, das Bistum müsse angesichts solcher Aussichten „Visionen entwickeln, wie es eine Kirche für andere und nicht nur für einen kleinen Haufen“ sein könne. Er sagte zu, das Raffelhüschen-Gutachten im Erweiterten Bischöflichen Rat und im Diözesanrat der Katholiken zu thematisieren und dort über Konsequenzen zu beraten.