Grandioser Türrahmen
Archäologische Grabungen im Dom deuten auf ein großes Westquerwerk hin
Hildesheim (bph) Der Hildesheimer Bischof Bernward hat offenbar seine prächtigen Bronzetüren, die später unter dem Namen „Bernwardtür“ zum Weltkulturerbe wurden, nicht einfach nur gießen lassen, sondern ihnen im Westwerk seines Doms auch einen beeindruckenden architektonischen Auftritt verschafft. Darauf deuten die archäologischen Grabungen im Westteil des Doms hin, die bald vor dem Abschluss stehen.
Die Bernwardtüren gehören für die Öffentlichkeit zum Dom wie der Rosenstock und die Christussäule. Das mag banal klingen, wurde aber von Wissenschaftlern oft hinterfragt. So war immer wieder zu hören oder zu lesen, der später heilig gesprochene Bischof Bernward habe seine berühmten Bronzetüren eigentlich für die Kirche St. Michaelis gießen lassen, die von ihm gegründet wurde.
Die Sanierung des Hildesheimer Doms bot nun Gelegenheit, diese Streitfrage näher zu beleuchten. Unter der Leitung von Diözesankonservator Prof. Dr. Karl Bernhard Kruse haben Archäologen nämlich jetzt eindeutige Befunde für das Aussehen des Westabschlusses des Altfriddomes aus dem Jahre 872 gefunden. Sie werfen auch ein neues Licht auf die Umbauten, die Bischof Bernward vor 1015 im Westen des Domes durchgeführt hat. Offensichtlich wurde nicht nur eine kleine Vorhalle für die Türen gebaut, sondern ein großer breiter Westquerbau, in deren Mittelachse die Türen aufgehängt gewesen sein können, bevor sie um 1035 von Bischof Godehard in seinen neuen Westturm versetzt worden sind.
Die gut zwei Meter dicken Fundamente auf der Nord- und Südseite lassen sich nach Kruses Worten zu einem breiten Westbau ergänzen. „Dieser hatte den Vorteil, dass Bischof Bernward mit seinem Gefolge nun bequem durch die Bronzetüren in den Dom und dann um die noch vorhandene Westkrypta und den Westturm in den Dom schreiten konnte, der von ihm mit einem neuen Fußboden ausgestattet worden war“, erklärt der Diözesankonservator.
Kruse rechnet damit, dass er an dieser Stelle des Doms nur noch wenige Tage graben kann. „Die Bauarbeiten werden spätestens nach Ostern so weit fortgeschritten sein, dass diese Befunde unter dem neuen Fußboden wieder verdeckt sein werden“, glaubt er.
Am gestrigen Montag und heute, 19. und 20. März, haben sich 20 hochrangige Wissenschaftlicher aus Archäologie, Bauforschung, Kunstgeschichte und Landesgeschichte in Hildesheim getroffen, um mit Prof. Dr. Karl Bernhard Kruse und dem örtlichen Grabungsleiter Dr. Helmut Brandorff über die bisherigen Grabungsergebnisse zu beraten. „Im regen Austausch wurden die bisher erkannten Bauphasen der Baugeschichte des Hildesheimer Domes besprochen“, zieht Kruse ein positives Fazit dieses Fachtreffens.