Gräben ausheben für die Völkerverständigung
Das Projekt "Friedensgrund 2003" war ein großer Erfolg
Hildesheim (bph) Eine positive Bilanz des "Friedensgrundes 2003" hat heute der Hildesheimer Bischof Dr. Josef Homeyer gezogen. Dieses Jugendprojekt sei von einer immensen Europabegeisterung geprägt gewesen, so das Bistumsoberhaupt.
Der diesjährige "Friedensgrund" hatte vom 4. bis 14. August dieses Jahres rund 160 Jugendliche zwischen 17 und 30 Jahren aus zehn verschiedenen Ländern vor allem aus Osteuropa in der rumänischen Region Moldau-Bucovina zusammengeführt. Auf Einladung von Metropolit Daniel, Metropolit der rumänisch orthodoxen Metropolie Moldau-Bucovina, lebten und arbeiteten sie auf dem Gelände des Klosters Neamt und hoben dort Gräben für das Be- und Entwässerungssystem eines ökumenischen Jugendzentrums aus.
Eine "positive Grundstimmung" habe dieses Lager gekennzeichnet, sagte Bischof Dr. Josef Homeyer, der wie in früheren Jahren selbst mitgefahren ist und auch mitarbeitete. Ihm sei aufgefallen, wie sehr die Jugendlichen in diesem Jahr aufeinander zugingen und an sachlichen Diskussionen interessiert waren. Während bei früheren Friedensgrund-Projekten oft eine gewisse Zurückhaltung und Zukunftsangst der osteuropäischen Jugendlichen spürbar gewesen sei, so Homeyer weiter, habe er in diesem Jahr eine große Europabegeisterung gespürt. "Vielleicht lernen die Völker, anders miteinander umzugehen, als das in der Vergangenheit der Fall gewesen ist", drückte das Oberhaupt des katholischen Bistums Hildesheim seine Hoffnung aus.
Zur guten Verständigung trugen nach Auskunft von Pfarrer Christian Göbel, Hauptorganisator des Projektes, auch die guten Englischkenntnisse der Teilnehmer bei. Hauptsprache im Lager war Deutsch. In den multinational zusammen gesetzten Arbeitsgruppen wurde jedoch vorwiegend Englisch gesprochen. Das Ende des kalten Krieges und die zunehmende Westorientierung der Osteuropäer hätten die Verständigung einfacher gemacht als in früheren Jahren, so Göbel.
Den Eindruck eines großen Gemeinschaftsgefühls hat auch Teresa Schubert (20), eine der Teilnehmerinnen, mit nach Hause genommen. Ihr erschien der Friedensgrund 2003 wie das "Modell Europa in einer Nussschale": Vorurteile verschwanden und Nationalitäten traten in den Hintergrund. Dafür wurden gemeinsame Wertvorstellungen der Jugendlichen immer wichtiger. Martin Jensen (18), der schon zum zweiten Mal dabei war, fand vor allem die gemeinsamen Gebete sehr beeindruckend. In der Tat: Trotz oder gerade wegen der konfessionellen Unterschiede der Friedensgrund-Teilnehmer sind die spirituellen Erfahrungen sehr tief gewesen, hat Bischof Homeyer beobachtet.
Wie in den vergangenen Jahren durfte auch der diesjährige Friedensgrund auf die logistische Unterstützung des Malteser-Hilfsdienstes zählen. Zwei LKW mit 25 Tonnen Material wurden nach Rumänien gebracht, erzählt Stephan Ptak von den Hildesheimer Maltesern. Darunter waren 30 Schlafzelte, Küchen-, Kirchen- und Duschzelte sowie mobile Toiletten. 16 ehrenamtliche Helfer aus dem Bistum Hildesheim haben "auf einer leeren Wiese innerhalb von zwei Tagen eine komplette Zeltstadt errichtet", so Ptak. Mehr als 300 Liter Milch und 150 Kilogramm Wurst wanderten in hungrige Mägen. Das internationale Jugendprojekt "Friedensgrund" wurde von Bischof Dr. Josef Homeyer ins Leben gerufen. Es wird jeden Sommer durchgeführt und dient der Begegnung zwischen Jugendlichen aus dem Bistum Hildesheim mit Gleichaltrigen aus mittel- und osteuropäischen Ländern. Der "Friedensgrund" soll zur Aussöhnung der Völker beitragen und damit dem Frieden in Europa dienen. Das erste Camp wurde 1990 auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Bergen-Belsen gebaut. Auch in Polen, Russland, Tschechien, Belarus und anderen osteuropäischen Ländern haben Jugendliche schon für zwei Wochen zusammen gelebt und gearbeitet.